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Rundblick: Ein Grund für die hohe Nitratbelastung ist die Überdüngung in der Intensivlandwirtschaft. Was müsste sich da ändern? Gerstner: Es steht außer Frage, dass Düngung in der Landwirtschaft notwendig ist. Es müssen die Nährstoffe im Boden ersetzt werden, die durch die Pflanzen entzogen werden. Das System hat sich aber auf den Kopf gestellt, weil wir nicht mehr flächengebunden produzieren. Vor allem im Nordwesten des Landes entsteht durch die Massentierhaltung ein Nährstoffüberschuss, der „entsorgt“ werden muss. Tun wir das auf die Felder, haben wir ein Problem. Als Gesellschaft müssen wir das Ziel verfolgen, Nährstoffüberschüsse zu vermeiden.
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Rundblick: Wie soll die Gesellschaft das denn leisten? Gerstner: Zum einen muss die Düngeverordnung verschärft und konsequent umgesetzt werden. Zum anderen ist die Gemeinsame Agrarpolitik der EU, kurz: GAP, eine entscheidende Stellschraube. Über die GAP sollten nach der anstehenden Reform nur noch solche Betriebe finanziell unterstützt werden, die eine umwelt- und gewässerschonende Landwirtschaft betreiben. Die Förderung dieser Betriebe muss dann aber auch verlässlich sein, damit die Landwirte wissen, woran sie sind. Die Investitionen in neue Verfahren müssen sich lohnen. Die Gelder, die in der GAP dadurch eingespart werden, dass nicht mehr alle landwirtschaftlichen Betriebe quasi mit der Gießkanne gefördert werden, sollen dann für jene Betriebe verwendet werden, die sich darüber hinaus auch noch besonders für Artenvielfalt einsetzen, Stichwort: Öko-Standards, Brachen und Blühstreifen.
Als Gesellschaft müssen wir das Ziel verfolgen, Nährstoffüberschüsse zu vermeiden.
Rundblick: Die Landwirtschaft trägt nicht nur eine Mitschuld an der Nährstoffbelastung des Grundwassers. Durch Beregnungsanlagen trägt sie auch verstärkt zum Wasserverbrauch bei.
Gerstner: Das ist richtig. Spätestens in den vergangenen Jahren ist bei allen Akteuren die Erkenntnis gereift, dass wir auf die drohenden Veränderungen durch den Klimawandel reagieren müssen. Beim verstärkten Einsatz von Beregnungstechnik sollte deshalb darauf geachtet werden, dass weniger Wasser verdunstet. Außerdem kann der Humus-Aufbau gefördert werden. Die Bodenstruktur muss so entwickelt werden, dass Wasser länger gespeichert wird. Damit hier eine Veränderung gelingt, brauchen wir die Landwirte als Partner – und entsprechende Fördermöglichkeiten. Es müssen sich auch Strukturen ändern. Fruchtfolgen müssen vielfältig werden, den natürlichen Standortverhältnissen und dem Klimawandel angepasst.
