11. Apr. 2024 · Wirtschaft

Niedersachsens Industrie gehen die Aufträge aus

Die Lage in der niedersächsischen Industrie spitzt sich immer weiter zu: „41 Prozent der Unternehmen beurteilen die Auftragsbestände als zu klein. Die Auslastung ist zwar noch da, aber das Polster wird immer dünner“, sagte Mirko-Daniel Hoppe von der Industrie- und Handelskammer Niedersachsen (IHKN). Die schlechten Zukunftsaussichten trüben auch die Investitionslaune. Insgesamt 1800 Unternehmen nahmen an der Frühjahrs-Konjunkturumfrage teil, jeder dritte dieser Betriebe hat in den vergangenen zwölf Monaten bereits geplante Investitionen am Standort Niedersachsen zurückgestellt.

IHKN-Experte Mirko-Daniel Hoppe fordert eine verlässlichere Wirtschaftspolitik in Deutschland. | Foto: Link

Besonders hoch ist dieser Wert in den Bereichen Industrie (44 Prozent) und Verkehr (49 Prozent). Als Grund für den Investitionsstopp geben zwei von drei Unternehmen die Unsicherheiten in der Wirtschaftspolitik an. Erst weit dahinter folgen auf Platz zwei die hohen Energiekosten (31 Prozent). Auf die Frage, wie die Investitionsbremse gelöst werden kann, lautet die Top-Antwort der Unternehmen (71 Prozent): mit einer verlässlicheren Wirtschaftspolitik. „Die Unternehmen wünschen sich lieber einmal eine deutliche Entscheidung als dieses ständige Hin und Her“, sagte Hoppe. Neben dem Chaos beim Gebäude-Energie-Gesetz nannte er hier beispielhaft sich verändernde Förderbedingungen, die Investitionsentscheidungen plötzlich unrentabel machen, oder das neue Energieeffizienzgesetz.

„Eigentlich sollten die Unternehmen zum 1.1.2024 Daten liefern, die sie gar nicht hatten. Das schadet der Glaubwürdigkeit von Politik“, kritisierte der IHKN-Experte. Weitere Wünsche der Unternehmen sind die Reduzierung der Bürokratie (60 Prozent), dauerhaft niedrigere Energiepreise (45 Prozent), steuerliche Erleichterungen (41 Prozent) oder kürzere Plan- und Genehmigungsverfahren (37 Prozent). Selbst IHKN-Konjunkturexperte Hoppe zeigte sich davon überrascht, dass die bisherigen Spitzen-Probleme wie Fachkräftemangel, Energie- und Rohstoffpreise sowie Arbeitskosten in den Hintergrund rücken. Hinter den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ist die größte Sorge der niedersächsischen Unternehmen inzwischen die sinkende Inlandsnachfrage.

Dieser Artikel erschien am 12.4.2024 in Ausgabe #069.
Christian Wilhelm Link
AutorChristian Wilhelm Link

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