Falko Mohrs, LPK-Vorstand Fabian Köhler, Susanne Menzel-Riedl, Georg Schütte. | Foto: Kleinwächter

Insgesamt 265 Millionen Euro verteilen Niedersachsens Wissenschaftsministerium und die unabhängige Volkswagenstiftung an alle 20 staatlichen Hochschulen im Land. Das Geld aus dem Förderprogramm „Potenziale strategisch entfalten“ soll dazu dienen, dass sich die verschiedenen Standorte zukunftsfest aufstellen und ihre Profile schärfen. In dieser Woche fällt der offizielle Startschuss, danach haben die Hochschulen fünf Jahre Zeit, ihre jeweiligen Programme umzusetzen. Wissenschaftsminister Falko Mohrs (SPD) sagte, man wolle die Forschungslandschaft breit und profiliert aufstellen, die klügsten Köpfe nach Niedersachsen locken und die Wirtschaft mit innovativen Impulsen stärken. „Wir haben gut aufgestellte Hochschulen in Niedersachsen“, beteuerte der Minister in der Landespressekonferenz. „Aufgrund der Porsche-Dividende haben wir jetzt die Möglichkeit, dass sie noch besser werden.“ Vor ziemlich genau zwei Jahren bescherte der Börsengang der Porsche AG der niedersächsischen Wissenschaftsförderung einen unverhofften Geldsegen. Zusätzlich zu den jährlichen Mitteln aus der VW-Dividende erhielt das Land eine Sonderdividende in Höhe von 576,3 Millionen Euro. Über das Programm „Zukunft.Niedersachsen“ setzt die Volkswagenstiftung das Geld für die Förderung von Wissenschaftseinrichtungen in Niedersachsen ein.

Ein 19-köpfiges international besetztes Expertengremium hat die Anträge der 20 staatlichen Hochschulen geprüft und die Fördergelder in einem wettbewerblichen Verfahren gemäß der Größe der Einrichtungen aber auch anhand der Qualität der Ideen vergeben. Eine wichtige Rolle spielte dabei, dass die Hochschulen ihre Stärken realistisch einschätzten und die angestrebten Profile sich auch gegeneinander und im Vergleich zu anderen europäischen Hochschulen abgrenzten. „Mit ihrer qualitativ anspruchsvollen Bewertung haben uns die unabhängigen Gutachter den Spiegel vorgehalten. Jetzt wissen wir, wie die niedersächsischen Hochschulen im internationalen Vergleich aufgestellt sind“, sagte Georg Schütte, Generalsekretär der Volkswagenstiftung. Während 17 Hochschulen in der vergangenen Woche eine feste Zusage für die Förderungen erhielten, müssen sich drei Universitäten einstweilen noch gedulden. An der Georg-August-Universität Göttingen gibt es lediglich eine Verzögerung aufgrund des Wechsels der Hochschulleitung. Setzt das neue Präsidium die ursprüngliche Strategie um, steht einer Förderung nichts im Wege. Nacharbeiten müssen unterdessen die Universitäten Hildesheim und Vechta. Wie Schütte erläuterte, hat das Expertengremium den beiden Hochschulen mit auf den Weg gegeben, den Fokus deutlich auf ein zukunftsfestes Lehramtsstudium zu setzen. Ideen zum Einsatz von „Künstlicher Intelligenz“ und internationaler Vernetzung, die in den Konzepten wohl auftauchten, sollten aus Sicht der Fachjury wenig im Vordergrund stehen. Diese Entscheidung veranschaulicht, in welche Richtung insgesamt gedacht wurde: Die Hochschulen sollen die Bereiche stärken, in denen sie bereits gut sind – und nicht auf Themenfelder setzen, die anderswo bereits besser umgesetzt werden.

Mit einer Förderung in Höhe von jeweils 22,5 Millionen Euro zählen die Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg, die Leibniz-Universität Hannover und die Technische Universität (TU) Braunschweig zu den größten Fördergeldempfängern. In Oldenburg sei geplant, die exzellente Forschung zu stärken, insbesondere im Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften. Die internationale Vernetzung steht dabei im Fokus: Die Universität will sich als Innovationszentrum im Nordwesten und mit seiner Partneruniversität Groningen als akademischer Brückenkopf in die Niederlande etablieren. An der Medizin-Fakultät sollen die Bereiche personalisierte Medizin, Frühgeborene und die diversitätsbewusste Gesundheitsversorgung im Fokus stehen. Die TU Braunschweig überzeugte mit dem Ansatz, traditionelle akademische Grenzen zu überwinden und ein umfassendes, kollaboratives Forschungssystem zu schaffen. Mit einer deutlich geringeren Fördersumme in Höhe von 5 Millionen Euro wurden kleinere Standorte bedacht, wie beispielsweise die Hochschule Emden/Leer, die Ostfalia oder die TU Clausthal. Susanne Menzel-Riedl, die Vorsitzende der Landeshochschulkonferenz, betonte allerdings die Bedeutung dieser einmaligen Förderung. „Das ist eine Menge Geld, die damit ins Land fließt, wenn man es in Relation zu anderen staatlichen Förderungen setzt, bei denen es selten zweistellige Millionenbeträge gibt.“ Sie erkennt in dem Programm „kein Heilen der Vergangenheit, sondern ein Mittel, um die Zukunft vorwegzunehmen.“ Die Projektförderung müsse deshalb getrennt betrachtet werden von der Grundförderung für Personal und bauliche Maßnahmen, die noch immer zu gering sei.