Die CDU hat am Wochenende in Osnabrück ihren Landesparteitag abgehalten – mit allem, was dazugehört: mit kämpferischen Reden, dem obligatorischen Applaus-Tsunami und einem Wahlergebnis für Sebastian Lechner, bei dem selbst nordkoreanische Beobachter anerkennend nicken würden: 95,2 Prozent. Exakt denselben Wert erzielte auch Stephan Weil im Januar 2012, als er zum SPD-Landesvorsitzenden gewählt wurde. Ein Jahr später war er Ministerpräsident.
Lechner nutzte die Bühne für klare Ansagen, vor allem in der Bildungspolitik: Er forderte weniger Bildschirmzeit, mehr Konzentration, Sprachtests im Kindergarten, verbindliche Laufbahnempfehlungen ab Klasse vier und ein Handyverbot bis zur Oberstufe. Für einen Moment lag da ein Hauch von Tintenkiller, Bunsenbrenner und Kreidestaub in der Luft. Man hätte nicht überrascht sein dürfen, wenn der Delegierte Pepe Nietnagel von der letzten Bank aufgestanden und lauthals protestiert hätte. Nur dass diesmal nicht Theo Lingen den Pauker gab, sondern Sebastian Lechner – fest entschlossen, das Klassenzimmer Niedersachsen wieder auf Linie zu bringen. Hashtag: #frischfrommfröhlichfrei.

Bildung ist für die CDU offenbar nicht nur ein Thema unter vielen, sondern die Generalprobe fürs Regieren. Die Idee dahinter: Wer es schafft, eine aufmüpfige Schülerschar zu disziplinieren, dem traut man auch zu, ein ganzes Bundesland zu führen. Wer im Klassenzimmer für Ruhe sorgt, bringt vielleicht auch den Haushalt ins Gleichgewicht, hält die Wirtschaft in der Spur und die innere Sicherheit mit einem scharfen Blick auf den Flur im Griff. Mal sehen, ob diese Strategie aufgeht – oder ob der Wähler am Ende sagt: Setzen, sechs.
Bevor es jedoch zur Zeugnisvergabe kommt, werfen wir schnell noch einen Blick auf die Themen der heutigen Ausgabe. Wir haben für Sie:
Kommen Sie gut in die Woche – und stellen Sie sich schon mal drauf ein: Wenn erst die CDU das Sagen in der Schulpolitik hat, wird in Niedersachsen wieder gedacht und nicht gelacht.
Ihr Christian Wilhelm Link