17. Okt. 2025 · 
TagesKolumne

Macht des Machbaren

Wenn er nicht mehr weiterweiß, bildet der Verfasser dieser TagesKolumne keinen Arbeitskreis. Er schreibt eine Liste und denkt darüber nach, wie viele Punkte zumutbar sind.

Nichts lähmt so sehr wie Überforderung. Gefühlt tausend Tabs sind geöffnet. Hunderte Mails sind ungelesen. Zig Anrufe unbeantwortet. Ständig kommt ein Kollege ins Büro und will irgendwas. Wo soll man bloß anfangen? Hilfe! Mein Rezept dagegen, seit zwanzig Jahren: To-Do-Listen. Fast jeder meiner Arbeitstage beginnt damit, dass ich mir eine Liste anlege. Das war schon zu Schulzeiten so. Blieb so im Studium. Und gilt auch längst nicht mehr nur für den Beruf, sondern auch für das Private.

Wenn nichts mehr hilft, hilft eine Liste. | Foto: Nuthawut Somsuk via Getty Images

Was erst einmal hinter einem Spiegelstrich steht, ist schon fast erledigt. Zumindest ist es ausbuchstabiert. Und lässt sich jetzt in Zusammenhang mit den anderen Aufgaben setzen. Dann kann ich den Punkt gewichten und je nach Bewertung hoch oder runter schieben. Außerdem fühlt es sich einfach so unfassbar gut an, einen Punkt abzuhaken oder durchzustreichen. Listen-Profi-Lifehack: Manchmal schreibe ich sogar bereits erledigte Punkte auf, bloß um sogleich wieder wegzustreichen, was ich doch schon längst erledigt habe. Belohnung muss sein.

Nun weiß ich inzwischen aber auch, dass nicht jeder meinen Listen-Fetisch teilt. Manch einem mag es egal sein, ob die Aufgaben wild im Kopf umherschwirren oder ordentlich auf einem Zettel notiert sind. Zu viel ist einfach zu viel und bleibt auch zu viel – selbst dann, wenn es niedergeschrieben steht. Statt aus der Überforderung Ansporn zu gewinnen, kommt dann die Starre. Auch dafür gibt es einen Trick: Man schreibt einfach gar nicht alle Punkte auf, die tatsächlich abgearbeitet werden müssen. Sondern nur noch die, die auch tatsächlich abgearbeitet werden können.

Mit diesem Manöver versucht es jetzt die CDU-Fraktion im Landtag in Bezug auf die Klimaziele des Landes. Weil eine Klimaneutralität bis 2040 nicht zu erreichen scheint, will man die ambitionierten Landespläne doch lieber ans realistischere Bundesziel angleichen. Das soll motivieren. Ob das hilft? Am Ende ist auch egal, wie viele Punkte auf der To-Do-Liste stehen. Dran arbeiten muss man trotzdem.

Hier kommt – Achtung – eine Liste:

  • Gewaltschutz: „Wer heilt, darf nicht verletzt werden“, erklärt Niedersachsens Sozialminister Andreas Philippi (SPD). An diesem Freitag spricht er dazu im Bundesrat.


  • Klimaschutz: Die Landesregierung will bloß Bundesgesetze zur Wärmeplanung und Klimaanpassung ergänzen. Doch die CDU nutzt die Gelegenheit für Korrekturen am Landes-Klimagesetz.


  • Bürgermeister: Viele Bürgermeister in Niedersachsen arbeiten ehrenamtlich. Ist das noch zeitgemäß? Ein Forschungsinstitut ist der Frage auf den Grund gegangen. Die Resultate sind unterschiedlich.


  • Personen und Positionen: Thomas Adomeit, Volker Schmidt, Christian Meyer

An diese Woche machen wir einen Haken. Kommen Sie gut ins Wochenende!

Ihr Niklas Kleinwächter

Dieser Artikel erschien in Ausgabe #183.
Niklas Kleinwächter
AutorNiklas Kleinwächter

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