#LTW22: Die Wahlplakate sind da!
Seit dem 6. August dürfen die ersten Plakate an den Laternen hängen – und vielerorts tun sie das auch schon. Anders sieht es im Moment noch bei den Großflächenplakaten aus. Während sich die CDU dazu entschlossen hat, in vier Wellen für sich zu werben, warten die übrigen Mitbewerber noch darauf, dass die Niedersachsen aus den Sommerferien zurückkommen. Das sieht dann so aus:
Doch ab diesem Wochenende stellen auch die übrigen (größeren) Parteien ihre Großflächenplakate auf. Am Freitag präsentierten die Grünen ihre Motive (Foto unten) und auch die SPD veröffentlichte ein bislang noch unbekanntes Bild ihres Spitzenkandidaten. Stephan Weil schaut dabei mit ernster Miene in die Augen des Betrachters, darunter steht: „Keine Zeit für Sprüche“.
Für uns in der Rundblick-Redaktion ist es stets ein großes Vergnügen, wenn die ersten Wahlplakate hängen und das große Werben um die Wählergunst beginnt. Deshalb haben meine Kollegen und ich einmal unsere ganz subjektiven Gedanken zum aktuellen Schilderwald notiert:
Gelb angelaufen
Die SPD-Kandidaten sind alle etwas stark beleuchtet, so dass neben ihnen ein Schatten sichtbar wird. Das wirkt, als wären sie alle beschattet. Ob sie sich mit der Optik in guten Händen befinden, ist doch fraglich. Die CDU-Plakate sind zwar farbenfroher als die drögen von der SPD, aber die weiße Schrift auf blau-türkisem Grund, begleitet von anderen Schriften in kräftigem Blau, verlangt den Zuschauern doch einen Gewöhnungsprozess ab. Das ist etwas für gute Augen. Manche Parolen kann man im Vorbeifahren gar nicht richtig lesen. Das ist vielleicht auch besser so. Bei den Grünen-Plakaten fällt die Grundfarbe im satten dunkelgrün auf, das erinnert an den dunklen grünen Wald, den wir alle schützen wollen. Nur, dass dann Julia Hamburg und Christian Meyer manchmal eher wie Förster und Jäger herüberkommen, nicht wie Politiker. Bei der FDP sind die Gesichter von Stefan Birkner und seinen Kandidatenkollegen gelb angelaufen. Weil es ihnen angesichts der Umfragedaten nicht so gut geht? Sie wollen modern wirken – wirken zunächst aber erst einmal nur seltsam gefärbt. Ob es auffällt? Mal abwarten. Von Klaus Wallbaum
Halbsatz mit Punkt
Was an den Wahlplakatmotiven in Niedersachsen besonders auffällt: Die großen Überraschungen bleiben (leider!!) aus. Die SPD wirbt mit dem Landesvater reich an Halbsätzen und Interpunktion für soziale Themen, der Umgang der FDP mit Kontrastfarben bleibt gewohnt „mutig“. Am meisten dürfte die neue Farbpalette der CDU ins Auge stechen, wenngleich Grafik-Kritiker Baby-blau und violett mangelnden Kontrast unterstellen könnten – welchen man sich allerdings hin und wieder auch bei der Positionierung des Spitzenkandidaten selbst stärker wünschen würde. Optisch am weitesten ausgereift erscheinen die Plakate der Grünen, hier stimmt vieles, mittlerweile sogar die Rechtschreibung. Was aber insgesamt fehlt: konkrete Ideen und kreative Inhalte. Aber hübsch anzusehen sind sie grundsätzlich, die meisten Plakate! Von Tomas Lada
Richtig stimmig ist nur die Grünen-Kampagne
Einer der wichtigsten Grundsätze der Plakatgestaltung lautet, den Betrachter zumindest nicht zu irritieren. An dieser Hürde scheitern leider relativ viele Beiträge im aktuellen niedersächsischen Plakatwahlkampf. Nicht wenige Slogans sind zu verkopft und wenn es sich nicht gerade um ein einfaches Kandidatenporträt handelt, treffen die Fotomotive selten so richtig ins Schwarze. So ein ganz klares Design ist aber offenbar auch kein Selbstläufer. Einige CDU-Kandidatenplakate wirken auf mich, als wären sie fünf Minuten vor Druck designt worden. Und die Linke tut sich meines Erachtens auch keinen Gefallen damit, dass sie in ihrer „Klartext“-Kampagne diesmal völlig auf Bilder verzichtet. Richtig stimmig ist aus meiner Sicht bisher nur die Plakatkampagne der Grünen, die nach dem zweifelhaften Slogan „Bock auf Besser“ richtig gut die Kurve gekriegt haben. Von Christian Wilhelm Link
Kleine Köpfe
Simple, uninspiriert, erwartbar: So könnten böse Zungen einige der Kandidaten-Wahlplakate der diesjährigen niedersächsischen Landtagswahl bezeichnen. Alles in Versalien, hinterlegt mit einem farblichen Balken und das Logo in der Ecke und fertig. Dafür wird natürlich der Fokus auf das gelegt, was wichtig ist: die Kandidaten. Die leider bisweilen gar nicht so gut zu erkennen sind. Gerade für Autofahrer wäre es von Vorteil gewesen bei dem ein oder anderen Politiker das Gesicht zu vergrößern und auf den Oberkörper zu verzichten. Von Audrey-Lynn Struck
Rotzfrech!
Scheinbar wohne ich in einer ziemlich linken Ecke. Keine Partei hat rund um meine ‚Homebase‘ so viele Plakate an die Laternen gebracht, wie die Linke. Grimmig schaut mich Felix Mönkemeyer (25), Jugendkandidat seiner Partei, von seinem Plakat aus an. Etwas unflätig wird es dann auf den Themenplakaten. Von der „scheiß Miete“, die zu hoch ist, und einem „beschissenen Schulsystem“ ist da die Rede. „Ausdruck!“, möchte man mit rotem Filzstift an den Rand schreiben – aber das ist nicht erlaubt. Die Sprache gefällt mir nicht, aber durch die Wortwahl bleiben immerhin die Inhalte hängen. Doch man kann auch zu weit gehen. Maren Kaminski, Linken-Landtagskandidatin in meiner alten Heimat Langenhagen, schrieb im Zusammenhang mit der Gasumlage, man solle lieber „die Regierung umlegen“. Wo soll das hin führen? Von Niklas Kleinwächter
Anmerkung: Ja, die AfD fehlt in dieser (subjektiven!) Betrachtung. Und zwar aus einem einfachen Grund: Der Redaktion sind bislang noch so gut wie keine Plakate der AfD im Straßenbild aufgefallen. Andere Parteien hingegen, die aufgefallen sind, haben umgekehrt den Weg in diese Betrachtung nicht gefunden, weil ihre Chancen auf einen Einzug in den Landtag vielleicht als zu gering eingeschätzt werden. Fehlt Ihnen etwas? Dann weisen Sie uns doch gerne auf besonders gelungene Motive hin.
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