Landräte- und OB-Wahlen versprechen in vielen Orten ein spannendes Rennen
Wie kämpfen SPD und CDU gegeneinander, wenn sie doch sowohl im Landtag wie im Bundestag zur Zusammenarbeit gezwungen sind? Diese Frage wird in diesem Frühjahr spannend, denn in diesem Jahr gibt es fast 90 Wahlen von Bürgermeistern und Landräten in Niedersachsen. Die meisten davon werden am 26. Mai stattfinden, dem Tag der Europawahlen. Die Ausgangslagen sind höchst unterschiedlich – aber in vielen Orten verspricht der Wahlkampf spannend zu werden, da das Ergebnis in keiner Weise vorhersehbar ist. Dass sich das Protestpotenzial bei diesen Wahlen von Hauptverwaltungsbeamten Luft macht, ist indes weniger zu vermuten. Die AfD dürfte, wenn nicht noch bis zum Bewerberschluss Anfang April größere Bewegungen entstehen, in den wenigsten Fällen eigene Kandidaten aufstellen.
Der Blick fällt nun vor allem auf drei Oberbürgermeister- und zwölf Landratswahlen. In einem Fall ist ein Landtagsabgeordneter am Start, SPD-Fraktionsvize Uwe Santjer möchte OB von Cuxhaven werden und den parteilosen, damals von der CDU aufgestellten Ulrich Getsch beerben. Santjer, von Beruf Heilpädagoge, gilt als volksnah. Sein parteiloser und von der CDU unterstützter Gegenkandidat Harald Zahrte, Samtgemeindebürgermeister von Hadeln, pocht dagegen auf seine Verwaltungserfahrung.
Auch in Wilhelmshaven muss ein neuer OB gewählt werden, nach dem Hin und Her um angebliche Geldverschwendung und lange Abwesenheiten von Amtsinhaber Andreas Wagner (CDU) wittert die SPD, die bis zu Wagners Amtsantritt 2011 klar dominierende Kraft in der Stadt war, wieder Morgenluft. Sie schickt den Wirtschaftswissenschaftler Niels Weller, Referatsleiter in der Bremer Stadtregierung. Die CDU nominierte Carmen Gliss, Geschäftsführerin eines Jobcenters in Oldenburg. Noch 2010 wollte Gliss für die SPD OB-Kandidatin in der Stadt werden.
In Emden sind es CDU, Grüne und FDP, die Aufbruchstimmung verbreiten wollen mit ihrem parteilosen OB-Kandidaten Tim Kruithoff, Sparkassenvorstand und Sportvereinsvorsitzender. In der SPD gibt es zwei Interessenten, vieles spricht für den Bürgermeister von Hinte, Manfred Eertmoed. Amtsinhaber Bernd Bornemann (SPD) hatte verzichtet, die Wahl ist erst am 8. September.
Landratswahlen: Teilweise ohne ernstzunehmende Gegenbewerber
Einige Landratswahlen scheinen Selbstläufer zu werden, da die Amtsinhaber ohne ernstzunehmende Gegenbewerber antreten. In Nienburg unterstützt die CDU den von der SPD gestellten, parteilosen Landrat Detlev Kohlmeier. In Diepholz genießt Cord Bockhop (CDU) auch das Vertrauen der SPD, in Verden Peter Bohlmann (SPD) das der CDU.
In Uelzen tritt Landrat Heiko Blume wieder an, die SPD will über einen eigenen Bewerber am 16. Februar befinden. Im Kreis Friesland strebt Landrat Sven Ambrosy eine neue Amtszeit an, die CDU will auf einen Kandidaten verzichten, Ambrosy aber wohl nicht förmlich unterstützen. In Aurich bekommt Harm-Uwe Weber (SPD) Gegenwind, die CDU unterstützt den parteilosen Olaf Meinen, derzeit Bürgermeister aus Großefehn. Auch der unabhängige Kandidat Bernd Iken, Mitarbeiter der Kreisverwaltung, wirft seinen Hut in den Ring.
In Cuxhaven wollte Landrat Kai-Uwe Bielefeld erst für zwei Jahre antreten, jetzt bewirbt er sich für eine volle Amtszeit. Den Zuspruch der CDU, die ihn früher aufs Schild gehoben hatte, genießt er nicht mehr, die SPD stützt ihn. Die CDU schickt den Diplom-Bauingenieur Frank Berghorn ins Rennen.
In Lüneburg kann es spannend werden
Im Kreis Osnabrück erschien Landrat Michael Lübbersmann zunächst als klarer Favorit, die SPD wollte auf einen eigenen Bewerber verzichten. Jetzt aber unterstützen die Sozialdemokraten den Bersenbrücker Samtgemeindebürgermeister Horst Baier, der als Unabhängiger antritt. Der Polizist Frank Vornholt, aktiv bei einer Bürgerinitiative gegen Stromleitungen, und die Diplomingenieurin und Anti-Fracking-Aktivistin Anne Kebschull (Grüne) bereichern die Kandidatenliste.
Im benachbarten Emsland möchte die CDU den scheidenden Landrat Reinhard Winter durch den bisherigen Kreisrat Marc-Andre Burgdorf ersetzen lassen. Die SPD schickt die 29-jährige Gerontologin Vanessa Gattung. Nebenan in der Grafschaft Bentheim nominierte die CDU den Kreisrat Uwe Fietzek als Landratskandidaten, bei der SPD setzte sich der Bad Bentheimer Bürgermeister Volker Pannen als Gegenkandidat durch. Die Bundestagsabgeordnete Daniela De Ridder, die auch gern Landrätin geworden wäre, unterlag in der parteiinternen Aufstellung.
Im Kreis Lüneburg kann es spannend werden, die SPD baut auf den Samtgemeindebürgermeister von Ostheide, Norbert Meyer, die CDU auf den Bürgermeister von Bleckede, Jens Böther. Unübersichtlich ist die Lage im Kreis Holzminden, dort wird die erste Stadträtin Margrit Behrens-Globisch (früher CDU, jetzt parteilos) von SPD, UWG und Grünen gestützt, der Leiter der Gebäudewirtschaft, Michael Schünemann, von CDU und FDP. Er ist nicht verwandt mit Uwe Schünemann, dem CDU-Landtagsabgeordneten aus Holzminden. Bisher war Holzminden eher eine SPD-Hochburg.