Sollen Jäger künftig mit Nachtsichtgeräten arbeiten dürfen, um Wildschweine besser aufspüren zu können? Um diese Frage wird es heute bei dem Treffen der Agrarminister der Länder in Berlin gehen. Hintergrund sind Maßnahmen, um die Ausbreitung der „afrikanischen Schweinepest“ zu verhindern, die derzeit von Wildschweinen in Osteuropa weitergetragen wird.

Helmut Dammann-Tamke, Präsident der niedersächsischen Landesjägerschaft, spricht sich entschieden gegen eine Erlaubnis aus. „Wildschweine sind intelligente Tiere. Wenn sie merken, dass sie auch ohne gute Lichtverhältnisse von Jägern ins Visier genommen werden können, dann werden sie ihr Verhalten daran anpassen.“ Schon jetzt verfolgten die Wildschweine eine stark angepasste Schutzstrategie. In Gebieten, in denen viel gejagt wird, sind die eigentlich tagaktiven Tiere nur nachts unterwegs. Sie wissen, dass Menschen im Dunkeln schlecht sehen und verbergen sich deshalb auch, wenn der Mond scheint. Mit Nachtsichtgeräten allerdings würde diese Strategie untergraben. „Das mag für die Jäger eine Weile gut gehen, aber die Tiere werden schnell begreifen, dass sie sich künftig nur noch auf ihren Geruchssinn verlassen können, wenn sie auf Nahrungssuche gehen“, sagt Dammann-Tamke. „Es ist also naiv, zu glauben, die Geräte machten die Jagd einfacher.“

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Dazu komme, dass auch andere Wildtiere wie Hirsche sich an die neue Bedrohung anpassen und ihre Nahrung nicht mehr auf Wiesen und Feldern suchen, sondern im Wald bleiben. „Dort fressen sie die Rinde von jungen Bäumen und schädigen so nachwachsende Bäume“, sagt Dammann-Tamke. Die Landesjägerschaft empfehle daher, bei der Wildschweinjagd eher die Möglichkeiten für großangelegte Drückjagden zu schaffen, anstatt kurzfristige Lösungen anzustreben.