(rb) Sebastian Edathy ist also wieder einmal als Sieger vom Platz gegangen. Das muss man auch erst einmal hinkriegen. Weder vor den weltlichen noch vor den Parteigerichten hatte die frühere SPD-Hoffnung mit dem fatalen Hang zu kleinen Jungs ernsthafte Strafen zu fürchten. Stattdessen kungelte er mit der Partei aus: Ihr verzichtet auf jeden Unrechts- und Schuldvorwurf, dafür lass ich euch erstmal fünf Jahre in Ruhe – und ja, ich sehe durch mein Verhalten den sozialdemokratischen Grundwert des Schutzes von Minderjährigen „berührt“, wenn es denn sein muss. Ein ganz tolles Ergebnis für Edathy, der vermutlich beschwingt aus dem Kreuzberger Parteigericht entschwunden ist. Welch ein Triumph, einmal mehr Parteichef Sigmar Gabriel zu demütigen, der sich weit aus dem Fenster gelehnt hatte, als er vor Monaten begann, den Rauswurf seines niedersächsischen Partei-„Freundes“ aus der SPD öffentlich voranzutreiben.
Aber kann man sich überhaupt zu weit aus dem Fenster lehnen, wenn es gilt, jemanden aus der eigenen Organisation zu verbannen, der deren Werte so mit Füßen tritt, wie es Edathy mit seinem Verhalten getan hat? Es war ja nicht allein seine Neigung, sich Bilder von nackten kleinen Jungs aus einschlägigen Netzwerken zu besorgen, um sich daran zu ergötzen – was für sich genommen ja schon schlimm genug ist. Es war und ist vor allem seine Haltung dazu, sich als Opfer einer medialen Verfolgung zu feiern, rein gar keine Reue zu zeigen und sich am Ende auch noch an seiner Partei auf so billige Art und Weise zu rächen mit dem eindeutig erkennbaren Ziel: Mich werdet ihr nicht los!
Es gibt keinen Grund, nun auf Sigmar Gabriel mit dem Finger zu zeigen, als hätte es eine Alternative zum Parteiausschlussverfahren gegeben, um sich deutlich von Edathy zu distanzieren. Hier hat die ganze Partei versagt, die in einem so krassen Fall von Verstößen gegen die Werte der Sozialdemokratischen Partei keine Möglichkeit gefunden hat, ein solches Verfahren erfolgreich zu Ende zu bringen. Es geht ja nicht um Ladendiebstahl oder Scheckbetrug, sondern um nicht weniger als den Missbrauch von Kindern zur Befriedigung erwachsener Männer. Wenn es das Parteigesetz nicht hergibt, nützt es nichts, darüber in aller Hilfslosigkeit die Fäuste zu ballen, dann muss dieses Parteigesetz evaluiert und letztlich auch novelliert werden. Es ist an der Zeit. azDieser Artikel erschien in Ausgabe #31.