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Offiziell liegt der Anteil der Zeitarbeitnehmer in der Pflege zwar lediglich zwischen einem und zwei Prozent. In einigen Bereichen dürfte der Prozentsatz aber deutlich höher sein. Gerade in der Intensivmedizin oder bei Operationen würde immer wieder Verstärkung von außen benötigt, sagen Experten. Und hier können Zeitarbeitsfirmen dann hohe Preise verlangen und machen das in der Praxis auch. Das ist ein aktuell notwendiges, aber schlechtes Geschäft für die Krankenhäuser. Für die Arbeitnehmer sind die Zeitarbeitsfirmen derweil häufig attraktiv, weil sie dort nicht nur teilweise höhere Gehälter, sondern vor allem auch verlässliche Arbeitszeiten bekommen. Dort ruft abends niemand bei ihnen an, um darum zu bitten, wegen eines Krankheitsfalls eine Schicht zu übernehmen.
In den Gesprächen mit Mitarbeitern geht es meistens erst am Ende um das Gehalt. Ganz vorne auf der Liste steht die Verlässlichkeit bei den Arbeitszeiten.
Das Klinikum Region Hannover (KRH) hat sich seit gut einem Jahr zur Aufgabe gemacht, durch eine bessere Koordination die Jobs in der Pflege attraktiver und die Arbeitszeiten verlässlicher zu gestalten, um Pflegekräfte zu überzeugen, statt für eine Zeitarbeitsfirma direkt für das KRH zu arbeiten. „In den Gesprächen mit Mitarbeitern geht es meistens erst am Ende um das Gehalt. Ganz vorne auf der Liste steht die Verlässlichkeit bei den Arbeitszeiten“, erklärt Dirk Amelung, Leiter des neuen Mobil-Teams am KRH.
Das Team besteht aktuell rechnerisch aus 30 Vollzeitkräften und soll perspektiv auf insgesamt 100 anwachsen. Wer im Mobil-Team arbeitet, kann sich auf seinen Dienstplan verlassen, weiß allerdings vorher noch nicht, an welchem von acht Standorten er eingesetzt wird. Zugleich bekommen die Mitarbeiter laut Tarifvertrag bis zu 500 Euro brutto mehr. Sollte ein Mitarbeiter doch einmal im Krankheitsfall an einem Standort einspringen müssen, gibt es einen Gehaltsausgleich von 150 Prozent. Verdi-Landesleiter Detlef Ahting sprach vor anderthalb Wochen von einem Tarifvertrag, „der die Flucht in die Leiharbeit unnötig macht, und hoffentlich bei vielen Arbeitgebern Schule macht, nicht nur in Niedersachsen“.