Die Landtagsfraktionen von SPD und Grünen wollen die Landesregierung dazu bringen, mehr für den Schutz von exotischen Tierarten zu tun. Es liegt ein Antrag bei den Fraktionen vor, der demnächst im Umweltausschuss diskutiert werden soll. Konkret geht es um verschiedene Maßnahmen, mit denen der Handel und die Haltung exotischer Tiere wie Schlangen, Echsen und Schildkröten besser kontrolliert werden kann. So ist etwa vorgesehen, dass nach dem „Hundeführerschein“ bald auch Schlangen- und Spinnenbesitzer einen Sachkundenachweis vorlegen müssen oder Tierbörsen stark eingeschränkt werden. Hintergrund des Antrags sind die Zustände in Wildtierauffangstationen, deren eigentliche Arbeit durch die große Zahl an exotischen Tieren, die dort abgegeben werden, kaum mehr zu schaffen ist.

„Könnten wir bitte mal den Nachweis für Ihre Mamba sehen?“, könnte bald die Schlangen-Polizei an der Haustür fragen – Foto: bennytrapp

Die Grünen-Abgeordnete Miriam Staudte ist Initiatorin der Initiative. „Ich hatte schon ein paar Zeitungsartikel zu dem Thema aus anderen Bundesländern gelesen“, sagt sie. Ein Besuch in der Wildtierstation in Soltau verdeutlichte ihr allerdings, dass das Problem auch in Niedersachsen gravierend ist. Eigentlich sind Wildtierauffangstationen dazu gedacht, verletzte oder verlassene Tiere aus der heimischen Natur, wie Hasen, Störche oder Rehe, aufzunehmen, zu pflegen und anschließend wieder auszusetzen. Doch seit mehreren Jahren verwandeln sich die Stationen mehr und mehr in Sammelstellen für Terrarienbewohner. „Den Tierheimen fehlen der Platz und das Geld, um die aufwändige Pflege auf längere Sicht zu übernehmen“, sagt Staudte. Daher müsse diese Aufgabe notgedrungen die Wildtierstation übernehmen.

Die Lösung dieses Problems muss nach Meinung der Abgeordneten aber weit vor der Abgabe einsetzen. Denn der Handel mit exotischen Tieren sei viel zu lax. In dem Antrag heißt es deshalb unter anderem, Züchter und Händler müssten verpflichtet werden, einen Sachkundenachweis zu besitzen, um die anspruchsvollen Tiere überhaupt vermitteln zu können. Zudem solle geprüft werden, ob und für welche Tierarten ein Sachkundenachweis auch für Halter von Exoten infrage kommt. Die Regierung solle auch Tierbörsen stärker kontrollieren und Möglichkeiten prüfen, wie der Handel mit exotischen Tieren über das Internet beschränkt werden kann.

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Dieter Ruhnke, Vorsitzender des niedersächsischen Ablegers des Deutschen Tierschutzvereins, fordert hier klare Grenzen. „Der Internethandel, bei denen Tiere auch noch verschickt werden, muss komplett verboten werden.“ Auch Terrarienbörsen sollten viel strenger kontrolliert werden. „Hier werden viele Tiere quasi ,im Vorbeigehen‘ gekauft, wie eine Tüte Mandeln auf dem Rummelplatz.“ Die Kunden würden oft entweder gar nicht oder nur unzureichend über die Bedürfnisse ihrer neuen Haustiere aufgeklärt. Wenn der Halter dann überfordert ist, sollte der Halter nach Meinung des Tierschutzvereins zumindest in den ersten Wochen dazu verpflichtet sein, das Tier zurückzunehmen. „Um diesen Punkt sollte der Antrag noch ergänzt werden“, sagt Ruhnke. Um Exoten, die von ihren Besitzern nicht mehr gewollt werden, geht es im Antrag nur in einem Punkt. Es möge geprüft werden, wie die langfristige Unterbringung langlebiger Exoten wie Schildkröten in Tierheimen und Wildtierstationen finanziert werden kann. Ruhnke hat hier einen konkreteren Vorschlag, mit dem er die Halter in die Pflicht nimmt: „Eine Versicherung, die dann einspringt, wenn der Besitzer sein Tier nicht mehr behalten will oder kann.“ In einer ersten Lesung im Umweltausschuss erhielt Rot-Grün auch aus der Opposition Zustimmung. „Wir sind zuversichtlich, dass der Antrag schon bald vom Parlament verabschiedet werden kann“, sagt Grünen-Abgeordnete Staudte.