Was die Gründung der neuen Landeswohnungsgesellschaft (LWG) anbelangt, hat es schon Kontakte zwischen der Landesregierung und der Klosterkammer Hannover gegeben. Das bestätigte Kammerdirektor Andreas Hesse am Mittwoch. Über eine Beteiligung der Klosterkammer an der LWG sei dabei aber nicht gesprochen worden. Bisher hüllt sich das zuständige Wirtschaftsministerium mit Details über die Konzeption in Schweigen.

Die Klosterkammer als Landesbehörde mit dem besonderen Auftrag, das Vermögen des Allgemeinen Hannoverschen Klosterfonds (AHK) und anderer Fonds zu erhalten und zu bewahren, ist in Deutschland einer der größten Erbbaurechtsträger in der Bundesrepublik – und damit ein wichtiger Akteur am Immobilienmarkt. Etwa 17.000 Verträge mit Nutzern gibt es, die meisten liegen auf dem Gebiet des alten Königreichs Hannover. 80 Prozent davon seien Bewohner von Einfamilien- oder Reihenhäusern. Bei der Verlängerung auslaufender Erbpacht-Verträge sind häufig drastische Erhöhungen der Vergütungen fällig, jüngst führte dies in Lüneburg zu empörten Reaktionen einiger der Betroffenen.
Kammerdirektor Hesse sagte dazu, dass die Kammer als gesetzliche Aufgabe die Unterhaltung von 12.000 Kunstwerken und 800 denkmalgeschützten Gebäuden erfüllen muss, nicht aber den sozialen Wohnungsbau. Sobald es um die Bereitstellung von Vermögen an Nutzer geht, sei man an die Landeshaushaltsordnung gebunden – es müsse also der Verkehrswert zugrunde gelegt werden. Wenn ein Erbbau-Vertrag nach 80 Jahren ablaufe, sei es nicht verwunderlich, dass der vom Bodenrichtwert abhängige Verkehrswert gegenüber dem Ursprungsjahr erheblich ansteige.
Hesse und die neue Kammerpräsidentin Thela Wernstedt betonten aber, dass die Klosterkammer gegenüber den Erbbaurechts-Nehmern gesprächsbereit sei. So könnten vorzeitige Ablösungen von Verträgen eine Variante der Verständigung sein, auch Teilungen und Verkleinerungen von Grundstücken. Nachdrücklich warb Hesse dafür, dass Kommunen ihre Grundstücke künftig nicht veräußern sollten, sondern verstärkt Erbpacht-Regeln anwenden sollen. Das mache es nicht nur für Vertragspartner einfacher, sondern garantiere zudem einen dauerhaften Einfluss der Kommune auf den Immobilienmarkt in den eigenen Stadtgrenzen.

Wernstedt, die neue Präsidentin, hat vor 48 Tagen ihren Dienst begonnen. In einer ersten Präsentation vor der Presse berichtete die frühere SPD-Landtagsabgeordnete über erste Schwerpunkte:
Zur Klosterkammer zählen fünf Calenberger Klöster, sechs Lüneburger Klöster und vier Stifte. Wernstedt will das Wirken der Klöster und der Bewohner stärker darstellen, die Ausstrahlungskraft verbessern. „Es geht darum, das Besondere an dieser christlichen Lebensart zu vermitteln, dies wird in einer säkularisierten Gesellschaft immer schwieriger“, sagte sie. Die Öffnung der Klöster, auch für Schulgruppen oder Lehrgänge, sei der richtige Weg.
Die Klosterkammer hat bis zu 40.000 Hektar Grundstücke, davon viele Ackerflächen, aber auch rund 25.000 Hektar Wald. Bisher hat die Kammer zwar Anträge für den Bau von Windkraft- oder PV-Anlagen als Verpächter gebilligt. „Wir denken aber darüber nach, selbst als Investor tätig zu werden“, sagt Hesse. Windräder in Wäldern sind zulässig, Wernstedt sieht darin auch kein Tabu. Auch PV-Anlagen auf Dächern von Klöstern oder Kirchen seien nicht ausgeschlossen, das Denkmalgesetz sieht hier schone einen Vorrang für die erneuerbaren Energien. „Unsere Bauabteilung prüft aber sehr genau, wo so etwas in welcher Form sinnvoll ist und wo es nicht angebracht wäre“, betont Hesse.
Die Bestimmungen des AHK verbieten es der Klosterkammer, das überlieferte Vermögen zu verkaufen. Es geht also eher darum, mit dem gesamten Wirtschaftsbetrieb das Geld zu verdienen, das zur Unterhaltung der Kunstwerke und Denkmale erforderlich ist. Laut Hesse erwirbt die Klosterkammer jährlich im Umfang von bis zu zehn Millionen Euro zusätzliche Immobilien, vor allem landwirtschaftliche Flächen, deren Verpachtung wieder neue Einnahmen bringt. Die Klosterkammer hat rund 85 Mitarbeiter in der Verwaltung, 55 im Forstbetrieb und 120 in den Tochtergesellschaften.
