Der Grünen-Politiker Michael Lühmann kam ein bisschen zu spät zu unserer Verabredung. Es war nicht ganz einfach, überhaupt einen Termin zu finden, an dem alle Zeit hatten. Doch als Lühmann abgehetzt und mit schlechtem Gewissen im fünften Stock des Bürogebäudes ankam, in dem unsere Redaktion ihren Sitz hat, war Christian Calderone (CDU) noch nicht da. „Typisch protestantisch“, kommentierte Lühmann sein eigenes Verhalten: Schon bei drei Minuten Verspätung ein schlechtes Gewissen, während der Katholik auch bei zehn Minuten noch ganz gelassen bleibt.

Lühmann und Calderone können auf diese Weise übereinander Witze machen. Doch wenn sich immer am Donnerstag während einer Plenarwoche eine Gruppe von Abgeordneten zum Gebetsfrühstück trifft, dürfen die beiden dennoch nicht nebeneinandersitzen. Es steht zwar nicht zu befürchten, dass die Politiker einander anschreien oder sich gegenseitig das Gebetsbuch um die Ohren hauen. Einen kleinen Konkurrenzkampf scheinen sie aber schon das ein oder andere Mal ausgefochten zu haben – allerdings nicht um biblische Deutungshoheit, sondern um das Kaffeekännchen auf dem Konferenztisch.
Die Liebe zum Kaffee und die Nähe zum christlichen Glauben sind dann aber auch schon fast die einzigen Dinge, die Calderone und Lühmann gemeinsam haben. Politisch trennen sie Welten, und genau deshalb wollte ich gerne mit ihnen ins Gespräch kommen über eines meiner Lieblingsthemen: Wie politisch soll die Kirche eigentlich sein?
Im April hatte Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) diese Debatte zuletzt angestoßen. Im Rundblick-Podcast greifen wir sie jetzt erneut auf. Es geht um kirchliche und politische Sozialisation, das Ringen um die richtige Botschaft, Schutzräume und unbequeme Aussagen, den Wert von Nichtregierungsorganisationen, Verkehrsregeln und Lebensfragen und immer wieder um: Demut. Im heutigen Rundblick versuche ich, einen Teil des Gesprächs zusammenzufassen. Die gesamte Episode hören Sie auch hier: Rundblick | Spotify | Apple | Deezer | Pocket Casts
Außerdem haben wir heute diese Themen für Sie:
Teilen Sie Ihren Kaffee geschwisterlich!
Ihr Niklas Kleinwächter


