Nicht jeder Schülerverkehr läuft über die üblichen Busse und Bahnen, es gibt auch noch den sogenannten freigestellten Schülerverkehr. Hier bringen oft Kleinbusse Schüler aus abgelegenen Gebieten in die Schule, auch Schüler mit Behinderungen werden in speziell dafür einsetzbaren Fahrzeugen in die Schulen gebracht. Die Spezialfahrzeuge sind teuer, die Investitionen, in der Regel geschultert von Taxi-Unternehmen, entsprechend hoch. Genau diese Gruppe von Unternehmen bekommt durch den Lockdown aber teilweise große Probleme. Laut dem Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen (GVN) stehen die Taxen und Bullis jetzt auf den Höfen, viele Unternehmen blieben auf den Kosten sitzen. Zwar gibt es längerfristige Verträge mit den Landkreisen, aber nicht jeder Kreis zahlt auch weiterhin. Immer wieder gebe es das Argument: keine Fahrten, kein Geld. Gleichzeitig erhalten die Unternehmen durch die Verträge aber nur schwer Geld aus den Corona-Hilfsprogrammen und gehen in diesen Monaten komplett leer aus. Beim GVN spricht man von einem Riesenproblem. Der Verband warnt davor, dass einige Taxiunternehmen diesen Lockdown nicht überleben könnten. „Dann kommt in manchen Gebieten irgendwann auch kein Taxi mehr, weil es das Unternehmen am Ort nicht mehr gibt“, warnt Michael Kaiser vom GVN im Gespräch mit dem Politikjournal Rundblick.

Überhaupt bleibt der Schülerverkehr eine Herausforderung, wenn auch nicht zum jetzigen Zeitpunkt, an dem lediglich Teile der Grundschüler und der Abschlussklasse die Schulen besuchen. Der GVN lobt das 30 Millionen-Euro-Paket für zusätzliche Busse, das das Wirtschaftsministerium schon vor einiger Zeit auf den Weg gebracht hat. Das Nadelöhr liegt allerdings woanders. Denn auch mit viel Geld lassen sich nicht genug zusätzliche Busse organisieren, um allein dadurch den Verkehr am Morgen zu entzerren. Kaiser rechnet vor, dass man bei insgesamt knapp 7000 Bussen rund 400 weitere Fahrzeuge organisieren könnte – ein Tropfen auf den heißen Stein. Entscheidender wäre es, den Unterrichtsbeginn zu entzerren. Beobachter berichten allerdings, dass das bei Schulträgern und Schulen häufig auf Ablehnung stößt, in den meisten Fällen bleibe es bei der starren 8-Uhr-Regelung. Die Grünen im Landtag sehen hier die Landesregierung in der Pflicht. Der Osnabrücker Landtagsabgeordnete Volker Bajus sagte am Freitag in der Sondersitzung des Landtags, es habe aus Hannover nur die „höfliche Bitte“ gegeben, den Schülerverkehr zu straffen. „Das hat in jeder Kommune und in jeder Schule zu einer Debatte geführt, wie man es nun am besten macht. Es gab keine schulpolitische Führung im Land, erklärte Bajus. Seiner Meinung nach hätte eine klare Ansage für Entzerrung und Entlastung sorgen können.

Ein Antrag der Grünen-Fraktion, den Schülerverkehr infektionssicherer zu machen, wurde am Freitag im Landtag abgelehnt. In dem Antrag hatten die Grünen gefordert, eine klare Mengenbegrenzung pro Bus oder Bahn vorzugeben. Schließlich könnten bisher Hygienevorgaben nicht eingehalten werden, Kohorten würden vermischt. Der Antrag sah vor, dass Kommunen freigestellt werden können, ob sie die Vorgaben zum Beispiel durch das Anmieten von Reisebussen oder die Staffelung von Anfangszeiten umsetzen. Noch stellt sich die Frage überfüllter Busse und Bahnen angesichts der weitgehend geschlossenen Schulen nicht, spätestens mit dem sukzessiven Ende des Lockdowns dürfte das Thema angesichts voller Bahnstationen und Bushaltestellen vor dem Schulbeginn erneut auf die Tagesordnung rücken.