12. Dez. 2018 · 
Kolumne

Kein schöner Land, dieses Niedersachsen

Liebe Leserinnen und Leser,

eine Legende der Popmusik feiert heute runden Geburtstag. 80 Jahre alt wird der Mann. Berühmt wurde er mit einem Song, den man sich heute tatsächlich wieder traut, in der Disco zu spielen - bei Ü50-Schlagerpartys bevorzugt. Aber fragen Sie mal Ihr Kind oder Ihren Enkel, ich wette, die kennen den Sänger auch. Allerdings mit einem anderen Lied. Einer Coverversion vom Die-Ärzte-Hit "Junge". Jetzt wissen Sie sicher von wem ich spreche: Heino! Ich muss gestehen, ich habe Respekt vor diesem Mann. 40 Jahre stand er vorm Mikrofon, gehörte zu den festen Größen der Volksmusik, aber einen echten Nummer-Eins-Hit hatte er nie ("Blau blüht der Enzian" stand zwar wochenlang in den Charts, aber nur auf Platz zwei). Doch statt ans Aufhören zu denken, erfand Heino sich einfach neu. Aus Schlagerstar wurde Pop-Rocker. Zugegeben, es ist sicher auch der Absurdität des Ganzen zu verdanken, dass dieses Comeback gelungen ist – ein blonder, gealterter Schönling mit schwarzer Sonnenbrille grollt beim Metalfestival Rammstein-Songs ins Mikro. Aber die Verve, mit der Heino diese neue Rolle annahm, trug auch dazu bei, dass sein Coversong-Album "Mit freundlichen Grüßen" auf Platz eins der Charts landete. Und dort ganze 36 Wochen stehen blieb. Also karamba, karacho, ein Whiskey auf das Geburtstagskind! "Junge, warum hast du nichts gelernt?" – Heino würde sicherlich dieses Lied anstimmen, wenn er die aktuelle Kita-Debatte beschreiben müsste. Denn gerade gibt es wieder mächtig Zoff zwischen Kultusminister Grant-Hendrik Tonne auf der einen und Eltern und Erziehern auf der anderen Seite. Um mehr Erzieher in die Kitas zu bekommen, will Tonne die Voraussetzungen senken, um Gruppenleitung oder überhaupt Erzieher zu werden. Für Eltern und Erzieher aber kommt mit weniger Qualifikation auch weniger Qualität in die Kitas. Und wenn Hans nichts gelernt hat, lernt Hänschen sicher auch nichts. Schwarzbraun ist nicht nur die Haselnuss, sondern auch der Status beim Netzausbau. Zumindest aus Sicht der Opposition. Andere Länder machen schon Smart Farming auf ihren Äckern, während unsere Landwirte noch mit erhobenem Handy übers Feld rennen, auf der Suche nach Netz. Auch Wirtschaftsminister Bernd Althusmann hält die Netzausbau-Pläne der Bundesregierung für zu wenig ambitioniert. Deshalb will er denen in Berlin und am besten auch gleich der ganzen Welt zeigen, was eine Gigabit-Harke ist und auf der kommenden Hannover-Messe digital auftrumpfen. Was er vorhat, lesen Sie hier. Ich wünsche Ihnen einen sonnenbebrillten Donnerstag, Isabel Christian
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #223.
Klaus Wallbaum
AutorKlaus Wallbaum

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