16. Dez. 2019 · 
Finanzen

Kabinett einigt sich: Innovation, Umweltschutz und Regionalplanung sind die großen EU-Ziele

Die Vorzeichen sehen nicht gut aus, denn mit dem Austritt Großbritanniens und der absehbaren Abfederung des Kohleausstiegs bleibt weniger Geld in der Kasse. Wie hoch genau die Summen ausfallen, die für Deutschland in der nächsten EU-Förderperiode 2021 bis 2027 bereit stehen, entscheidet sich erst im nächsten Jahr. Aber weil die niedersächsische Landesregierung gerüstet sein will, hat sie sich auf eine neue Förderstrategie verständigt. Sie geht von der Hypothese aus, dass statt der 2,1 Milliarden Euro, die zwischen 2014 und 2020 für Niedersachsen aus den drei EU-Programmen ESF, ELER und EFRE geflossen sind, vermutlich bis 2027 nur noch 1,5 Milliarden Euro gegeben werden. Was also tun? Europaministerin Birgit Honé sagte, man wolle „weg von der Gießkannenförderung“ und bestimmte Programme nicht mehr bedienen. Welche genau das sind, stehe noch nicht fest. Wahrscheinlich sei, dass reine Infrastrukturprojekte wie der Ausbau von Straßen und Wegen oder die Breitbandverkabelung nicht mehr zu den unterstützten Vorhaben zählen werden.
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Ein Jahr lang haben die Ministerien erstmals über eine Gesamtstrategie zur EU-Förderung beraten. Das hat den Hintergrund, dass künftig zwischen den verschiedenen Töpfen, die bislang relativ isoliert in den Fachministerien bearbeitet wurden, variiert werden darf – für bestimmte Vorhaben können auch mehrere Töpfe parallel angezapft werden. Das Kabinett hat nun Schwerpunkte festgelegt, mit denen bevorzugte Investitionsbereiche festgelegt werden – allerdings noch nicht konkrete Programme. Diese Schwerpunkte sind erstens Innovation und wirtschaftlicher Wandel, sowie Wissenstransfer und Weiterbildung, zweitens Umwelt- und Klimaschutzinvestitionen und drittens die Sicherung der Zukunftsfähigkeit benachteiligter Regionen. Honé sagte, nun gehe es darum, Projektträger für konkrete Programme, die in diese Schwerpunkte passen, zu gewinnen. Dies geschieht vorbereitend für die nächste Förderperiode, obwohl konkrete Finanzentscheidungen noch nicht gefallen sind. Auch die wichtige Frage, wie sich die EU-Agrarförderung auf die erste und zweite Säule (also Direktzahlungen an die Landwirte einerseits und Schwerpunktprogramme andererseits) verteilt, ist noch nicht gefallen. Dies muss zwischen der Bundesregierung und der EU-Kommission noch ausgehandelt werden.

Wäre eine Erhöhung der Beiträge der EU-Mitgliedstaaten denkbar?

Auf EU-Ebene ist wiederholt darüber diskutiert worden, wie man die absehbaren Einschnitte der EU-Förderung noch weniger schmerzhaft ausfallen lassen kann. Eine Möglichkeit wäre, die Beiträge der EU-Mitgliedsländer zu erhöhen – von derzeit 1 Prozent des Bruttonationalproduktes auf 1,11 Prozent, wie es der damalige EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger 2018 vorgeschlagen hatte, oder gar auf 1,3 Prozent, wie das EU-Parlament vor einem Jahr angeregt hatte. Eine Bewegung in diese Richtung zeichnet sich jedoch nicht ab – auch nicht nach einem Kompromissvorschlag der finnischen EU-Ratspräsidentschaft, 1,07 Prozent zu nehmen. Wie Honé erklärt, haben die Niederlande und Österreich klar ihr Nein zu dieser Idee kundgetan, auch Deutschland sei bislang nicht dazu bereit.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #224.
Niklas Kleinwächter
AutorNiklas Kleinwächter

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