Jörn Ipsen, Osnabrücker Verfassungs- und Staatsrechtler, feiert heute seinen 75. Geburtstag. In den vergangenen Jahren ist es um den streitbaren Juristen, der 2012 pensioniert wurde, ruhiger geworden. Dabei hat er auch im Ruhestand noch fleißig wissenschaftlich gearbeitet und beispielsweise historische Themen aufbereitet, so die hannoversche Verfassungskrise von 1837, als der königliche Herrscher die Rechte der Volksvertretung bewusst beschnitten hat. Ipsen, der aus dem Kreis Harburg stammt und seit 1981 in Osnabrück Professor war, hat sich vor allem als Kommunalrechtsexperte einen Namen gemacht. Viele spätere Landespolitiker mit juristischer Ausbildung hatten einst seine Vorlesungen besucht oder Standardwerke gelesen. Von 2007 bis 2013 war er Präsident des Staatsgerichtshofs, galt als konservativer, aber gleichwohl betont unabhängiger Experte. Seine Verhandlungen im Bückeburger Gerichtssaal waren immer kleine Vorlesungen, in denen jeder Zuhörer etwas lernen konnte. Ipsen war auch stets ein hoch politischer Jurist, er trat für die Volkswahl des Bundespräsidenten ein und für dessen Stärkung, verteidigte zudem vehement die Parlamentsrechte. Mit dem aus Osnabrück stammenden Christian Wulff war er gut bekannt, in vielen Sachfragen aber nicht einer Meinung. Die letzte große öffentliche Aussage von ihm stammt aus dem Februar 2018, als er sich zur – damaligen – Krise der SPD äußerte. Parteichef Martin Schulz war zurückgetreten, seine spätere Nachfolgerin Andrea Nahles sollte schon kommissarisch die Führung übernehmen. „Das geht nicht“, sagte Ipsen dazu und verwies auf die SPD-Statuten, die im Fall von Rücktritten die jeweiligen Stellvertreter gefordert sahen, nicht vom Vorstand bestimmte Personen. So kam es dann auch, Nahles wurde später zwar Nachfolgerin, aber nicht provisorische Vorsitzende für die Zwischenzeit.Dieser Artikel erschien in Ausgabe #111.