5. Juni 2017 · 
P und P

Ipsen stellt Staatsstreich-Forschungen vor

Prof. Jörn Ipsen, Staatsrechtler aus Osnabrück und ehemaliger Präsident des Staatsgerichtshofs, stellt heute Abend in einer Veranstaltung des Landtags seine Forschungen zum „hannoverschen Staatsstreich von 1837“ vor. Es geht um die vor 180 Jahren getroffene Entscheidung des frisch gekrönten Königs von Hannover, Ernst August I., die Ständeversammlung aufzulösen und die liberale Verfassung von 1833 außer Kraft zu setzen. Über Jahre gab es daraufhin einen Verfassungsstreit, der im Protest der „Göttinger Sieben“ und in der Entlassung dieser Professoren gipfelte. Ipsen hat umfangreich recherchiert und hat herausgefunden, dass dieser Staatsstreich von langer Hand vorbereitet worden war. Maßgeblichen Einfluss auf den König hatte der Osnabrücker Reaktionär Georg von Schele, ein Gegenspieler des liberalen Osnabrückers Johann Carl Bertram Stüve. Die Quintessenz von Ipsens Untersuchung wird wohl lauten, dass das Königreich Hannover seinerzeit einen „Rückfall in die Despotie“ erlebte, dass es aber auch im Umfeld des Königs Kritiker dieser Linie gab, die ihre Ansicht in Rechtsgutachten niederschrieben – und so dafür sorgten, dass eine schlüssige Begründung der Entscheidung Ernst Augusts gegenüber der Bundesversammlung des Deutschen Bundes schwer fiel. Auch die Magistrate von Osnabrück und Hannover hätten, ähnlich wie die Göttinger Professoren, gegen den Staatsstreich protestiert, in Hannover war es der Stadtdirektor Wilhelm Rumann, der daraufhin verurteilt wurde. Für Ipsen markieren all diese Vorgänge einen Sieg der Macht über das Recht – und das sei ein Schatten, der auf die Geschichte des Königreichs Hannover falle.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #104.
Martin Brüning
AutorMartin Brüning

Artikel teilen

Teilen via Facebook
Teilen via LinkedIn
Teilen via X
Teilen via E-Mail