In einem Jahr soll die Sanierung der Marienburg starten
Die Welfen verkaufen ihr 150 Jahre altes Schloss Marienburg an das Land – für den symbolischen Betrag von einem Euro, aber mit 27 Millionen Euro Sanierungsbedarf. „Mir ist bewusst, dass die Sanierung des Schlosses für Land und Bund finanziell belastend ist. Aber meine finanziellen Möglichkeiten übersteigt sie bei Weitem“, sagte Erbprinz Ernst August von Hannover gestern bei der Vorstellung des Konzepts für die Renovierung. Man habe in den vergangenen 13 Jahren viel an den ersten Plänen verändert und auch Fortschritte gemacht. „So ist es uns zum Beispiel gelungen, die Zahl der Besucher von 30.000 auf 200.000 pro Jahr zu erhöhen.“ Auch in die Sanierung des Turms und der Gastronomie sei investiert worden. Wirtschaftlich sei man dadurch ein gutes Stück vorangekommen. „Wir haben Jahre, in denen erreichen wir die schwarze Null, aber es gibt auch Jahre, in denen erreichen wir sie nicht“, sagt der Erbprinz. Den Betrieb des Schlosses wirtschaftlich weiter nach vorn zu bringen und gleichzeitig das Gebäude grundlegend zu sanieren, das sei in der jetzigen finanziellen Situation nicht machbar.
[caption id="attachment_36935" align="alignnone" width="780"] Pressekonferenz zum Verkauf der Marienburg an das Land Niedersachsen. (v.l) Erbprinz Ernst August, Kulturminister Björn Thümler und Sprecherin Anna Anding. Foto: Christian[/caption]
Doch der Sanierungsbedarf ist nicht nur da, er wird auch dringlicher. Vor allem der Hang, auf dessen Spitze die Marienburg steht, ist instabil und droht in nicht allzu langer Zeit abzurutschen. „Deswegen musste jetzt eine schnelle Lösung gefunden werden“, sagt Kulturminister Björn Thümler. Deshalb habe man die seit 2011 laufenden Verhandlungen zwischen dem Erbprinzen und dem Land nun intensiviert und ist zu einer Lösung gekommen. Diese sieht vor, dass das Schloss verkauft wird. Aber zunächst nicht an das Land, sondern vorübergehend an die Immobilienprojektgesellschaft Liemak der Klosterkammer Hannover. Thümler erklärt dieses Manöver so: „Wir hätten das Schloss auch in den Landesliegenschaftsfonds aufnehmen können, doch der damit verbundene Verwaltungsaufwand hätte den Beginn der Sanierungen weiter verzögert.“ Über den Umweg der Liemak sei ein Baubeginn viel schneller möglich. Thümler geht davon aus, dass Ende 2019 schon mit den Sanierungsarbeiten am Hang begonnen werden kann.
In einem Gutachten von 2014 wurde der Sanierungsbedarf mit rund 20 Millionen Euro beziffert, laut Hochrechnungen des Kulturministeriums liegt der Bedarf nun bei rund 27 Millionen Euro. Der Bund hat bereits zugesagt, die Hälfte davon, 13,6 Millionen Euro, beizusteuern. Dazu kommen rund 500.000 Euro Fördermittel für die Sanierung des Hangs aus einem schon früher bewilligten Antrag. Das Land muss die gleiche Summe aufbringen. Saniert werden müsse aus Sicht des Prinzen nahezu das ganze Schloss. Vor allem bröckelnder Putz weise an vielen Stellen auf die überholungsbedürftige Bausubstanz hin. Gleichwohl wird man sicher nicht jeden Winkel in seinem ursprünglichen Zustand lassen, vermutet Thümler. Denn die Gastronomie- und Veranstaltungsbereiche des Schlosses werden ab dem 1. Januar für mindestens zehn Jahre an die Unternehmer Carl Graf von Hardenberg und Nicolaus von Schöning verpachtet. „Ich denke, dass dabei Konzepte umgesetzt werden, die an einigen Stellen auch eine Modernisierung des Schlosses voraussetzen“, sagt Thümler.
[caption id="attachment_36934" align="alignnone" width="780"] Die Marienburg im Spätherbst. Foto: Christian[/caption]
Der Erbprinz derweil wird mit der Marienburg in anderer Funktion verbunden bleiben. Er wird Vorsitzender einer neu zu gründenden Stiftung, in die er 1700 von 1800 Kunstgegenständen aus der Marienburg einbringt. Diese sollen öffentlich zugänglich gemacht werden. Die restlichen 100 Gegenstände kauft das Landesmuseum für rund zwei Millionen Euro. Das Geld will der Erbprinz hauptsächlich zur Tilgung von Schulden der die Marienburg verwaltenden EAC GmbH und zur Deckung der durch Darlehen in den vergangenen Jahren entstandenen Kosten nutzen. „Natürlich ist dieser Tag für mich und meine Familie eine historische Zäsur, aber ich bin froh, dass wir nun eine Lösung gefunden haben, mit der die Marienburg als historisches Kulturdenkmal erhalten werden kann“, sagt der Erbprinz.Dieser Artikel erschien in Ausgabe #214.