26. Sept. 2023 · 
Wirtschaft

IHK wählt Vertretung neu: Keine Garantie für bekannte Kandidaten

Die Wahl endete Anfang September – und die Ergebnisse liegen jetzt vor. Die Industrie- und Handelskammer Hannover (IHK) hat die Mitglieder ihrer Vollversammlung neu bestimmt. Dieses Gremium wird alle vier Jahre neu gewählt. Stimmberechtigt waren die 180.000 Unternehmen, die im Kammerbezirk existieren. Sie sind zwangsweise IHK-Mitglied. Für diese Wahl wurden die Firmen in ihre jeweiligen Sektoren aufgeteilt, also nach Handel, Versicherungen, Dienstleistungen oder produzierendes Gewerbe sortiert.

Die neue Zentrale der IHK in Hannover. | Foto: Blickpunkt Photodesign Bödeker/IHK Hannover

In den großen Gruppen gab es darüber hinaus noch eine regionale Differenzierung. Was die Abstimmung dennoch spannend machte, war die Fülle an Bewerbern, 141 an der Zahl, für eine begrenzte Anzahl an Plätzen, nämlich nur 80. Zwangsläufig mussten so eine ganze Reihe von Kandidaten bei der Wahl leer ausgehen. Sie haben den Status von „Nachfolgekandidaten“, rücken also nach, falls ein ordentliches Mitglied in dem jeweiligen Sektor ausscheiden sollte.

Nun wird es noch einige Zeit dauern, bis sich die neue Vollversammlung konstituiert und die Neuwahl des Präsidenten ansteht. Bisher amtiert hier Gerhard Oppermann, der bei der hannoverschen Volksbank arbeitet. Er ist auch wieder in die Vollversammlung gewählt worden. Die Einteilung nach politischen Gewichten, unterschiedlichen wirtschaftspolitischen Zielsetzungen oder Haltungen, etwa in der Verkehrspolitik oder der Gestaltung der Innenstädte, fällt nach der Wahl allerdings recht schwer. Seit jeher verzichtet die IHK im Vorfeld dieser Wahlen auf eine politische Zuordnung, die „Fraktionen“ orientieren sich vielmehr wie in einem Ständeparlament nach den unterschiedlichen Berufsgruppen. Damit werden politische Strömungen eher verwischt.

Die Doppelspitze der IHK Hannover: Hauptgeschäftsführerin Maike Bielfeldt und Präsident Gerhard Oppermann. | Foto: Wallbaum

Einige der Bewerber für die IHK-Vollversammlung sind zwar auch in der Kommunal- und Landespolitik aktiv, sie haben das aber meistens nicht offen vertreten oder sind nicht in dieser Weise kenntlich gemacht worden. Dies entspricht eben nicht der Tradition bei der IHK. Auffällig ist nun, dass zwei profilierte Mitglieder der FDP den Einzug in die Versammlung nicht geschafft haben. Patrick Döring, einstiger FDP-Generalsekretär und Chef der Versicherung Wertgarantie, war bisher Mitglied der Vollversammlung, künftig wird er Nachrücker sein.

Der einstige Wirtschaftsminister Jörg Bode (FDP), der nach seinem Abschied aus dem Landtag Geschäftsführer einer Management-GmbH geworden ist, verpasste in der Gruppe der Dienstleistungen in Hannover ebenfalls den Einzug in die IHK-Vollversammlung. Gewählt wurden indes der SPD-Kommunalpolitiker Knud Hendricks für die Arbeiterwohlfahrt in Hannover und der Christdemokrat Oliver Kiaman, der bei „Haus & Grund“ die Geschäfte führt.



Die IHK-Hauptgeschäftsführerin Maike Bielfeldt verkündet nicht ohne Stolz, dass die regionale Wirtschaft „immer vielfältiger“ werde. Der Frauenanteil in der Vollversammlung habe sich von bisher 15 auf 28,75 Prozent fast verdoppelt. Tatsächlich sind hier einige Resultate auffällig. Bei den Dienstleistungen errang Doris Petersen, die Geschäftsführerin von „Hannover Impuls“, ein Super-Resultat, sie liegt mit mehr als 1200 Stimmen weit an der Spitze.

Die Continental-Managerin Ariane Reinhart bleibt in der Vollversammlung, das gilt auch für andere Unternehmer wie von Sennheiser, von den Stadtwerken Hameln, vom Optiker Becker & Flöge, vom Hagebaumarkt oder von den Frischli-Werken. Bei den Banken fiel der Bewerber der Commerzbank durch, auch einer der Flughafen-Geschäftsführer wurde im Verkehrssektor nicht gewählt. Der Hotelier Wienecke aus Hannover bleibt beim Hotelgewerbe weiterhin in der Vollversammlung.

Andrea Aulkemeyer, Finanzvorständin der Deutschen Messe AG. | Foto: DMAG

Neu ist dort auch Andrea Aulkemeyer vom Vorstand der Messe-Gesellschaft. Der Geschäftsführer der Hameln-Touristik indes unterlag bei der Wahl. Eine große Enttäuschung ist die Wahlbeteiligung, die schon vor vier Jahren mit 10,4 Prozent äußerst bescheiden war. In diesem Jahr schwankte sie mit 33 Prozent bei den Banken und 5,8 Prozent beim produzierenden Gewerbe im Kreis Schaumburg. Insgesamt liegt die Beteiligung bei nur noch 8,6 Prozent, also noch mal schlechter als 2019. Das müsste von den Verantwortlichen wohl als Hinweis darauf verstanden werden, dass die Regeln, nach denen die IHK bisher ihr „Parlament“ bestimmt, dringend überarbeitungsbedürftig sind. Reforminitiativen in diese Richtung sind bisher allerdings nicht zu erkennen.

Dieser Artikel erschien am 27.9.2023 in Ausgabe #167.
Klaus Wallbaum
AutorKlaus Wallbaum

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