Zum ersten Mal seit zehn Jahren erweitern die Industrie- und Handelskammern (IHK) das Angebot ihrer kaufmännischen Ausbildungen. Ab Herbst dieses Jahres können sich junge Menschen zum Kaufmann oder zur Kauffrau für „E-Commerce“ ausbilden lassen. Dabei handele es sich nicht um ein neu geschaffenes Berufsbild, vielmehr gehe es um die institutionalisierte Vermittlung von Wissen, das schon jetzt in zahlreichen Unternehmen angewandt werde, erklärt Professor Günter Hirth, Leiter Berufsbildung bei der IHK Hannover. Denn E-Commerce befasst sich mit dem Handel im Internet.

Online-Shopping: Einkaufen mit digitalem Einkaufswagen – Foto: Cybrain

„Die Mitarbeiter, die sich in einem Unternehmen bisher damit beschäftigen, sind Quereinsteiger, kommen von Hochschulen oder haben sich die Fertigkeiten im Job angelernt“, sagt Hirth. Da der Onlinehandel aber immer stärker wachse und digitale Marketing- und Vertriebswege immer bedeutsamer würden, müsse es jetzt eine Ausbildung geben, die das Basiswissen vermitteln und Experten schaffen könne. „Im Prinzip stehen wir gerade da, wo die Hochschulen vor 20 Jahren mit der Wirtschaftsinformatik gestartet sind.“ Warum eine solche Ausbildung erst jetzt zustande gekommen ist, kann Hirth nicht sagen. „Der Einzelhandelsverband hatte schon 2012 einen ersten Vorschlag dazu erarbeitet, doch bis daraus ein Gesetz wurde, war es 2017.“

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Die neue Ausbildung soll sich an Inhalten orientieren, die in anderen kaufmännischen Ausbildungen vermittelt werden, aber anders strukturiert sein. „Wir wollen uns am Weg des Kunden von der ersten Ansprache bis zum Kauf orientieren“, sagt Michael Masuch. Als Leiter der Abteilung Digital Commerce beim Reiseveranstalter TUI hat er an der Ausgestaltung der neuen Ausbildung maßgeblich mitgewirkt. „Es werden die klassischen Themen wie Buchhaltung und Marketing behandelt, aber auch spezielle Inhalte wie gesetzliche Grundlagen, Datenschutz und Shopsystem-Optimierung.“

Die IHK rechnet damit, dass in Niedersachsen zum Ausbildungsbeginn in diesem Jahr nur wenige in die neue Ausbildung starten werden. „Aber in fünf Jahren sind 500 bis 1000 Ausbildungsverträge realistisch“, sagt Hirth.