21. Jan. 2022 · Wirtschaft

IHK erwartet in Niedersachsen kräftiges Wachstum bei Umsatz und Preisen

Maike Bielfeldt, Hauptgeschäftsführerin der IHK Niedersachsen. | Foto: IHKN

Die vierte Corona-Welle hat den Unternehmen in Niedersachsen zwar die Laune etwas verdorben. Doch trotz Lieferengpässen, Inflation, Fachkräftemangel und Kontaktbeschränkungen ist die Stimmung beinahe noch überdurchschnittlich gut. „Die neue Corona-Welle ist ein herber Rückschlag für den Einzelhandel, das Gastgewerbe und die betroffenen Dienstleister. Das bremst den Aufschwung. Die Industrie und viele Dienstleister haben dagegen reichlich Arbeit. Hier fehlen aber Computerchips beziehungsweise Fachkräfte“, sagte Maike Bielfeldt bei der Vorstellung der aktuellen Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Niedersachsen.

Grafik: IHKN

IHK rechnet mit 60.000 neuen Jobs in Niedersachsen

Nach einer Befragung von knapp 2000 Betrieben in Niedersachsen ist der IHK-Konjunkturklimaindikator im letzten Quartal 2021 von 111 auf 106 Punkte gesunken. Die Kurve zeigt also seit dem kurzzeitigen Höhepunkt im Sommer immer weiter nach unten, doch der langjährige Durchschnittswert wurde noch nicht unterschritten. Angesichts positiver Signale blickt Bielfeldt auch überwiegend optimistisch in die Zukunft. „Mit der Eindämmung der Pandemie wird die niedersächsische Wirtschaft kräftig wachsen. Bei einer Normalisierung der Lieferketten werden sich auch die Rohstoffpreise wieder abschwächen. Insgesamt werden wir uns allerdings wieder an steigende Preise gewöhnen müssen“, sagte die IHKN-Hauptgeschäftsführerin und erwartet 2022 die Schaffung von vielen neuen Jobs: „Insgesamt rechnen wir für Niedersachsen mit einem Wachstum von 3,5 bis 4 Prozent und 60.000 neuen Arbeitsplätzen.“

Grafik: IHKN

"Die Auftragsbücher werden immer dicker."

Anlass für den Optimismus bietet die gute Nachfrage in der Industrie. „Der Auftragsbestand ist sehr hoch, der Export boomt“, sagte Bielfeldt. Die Befragung zeigt, dass sich die für Niedersachsen besonders wichtige Automobilwirtschaft allmählich mit den Lieferengpässen und Preissteigerungen arrangiert. „Die Automobilbranche wird in den USA sehr nachgefragt. In China ist es der Maschinenbau.“ Bei den Konsumgütern für das Gastgewerbe bleibt dagegen die Nachfrage weiterhin aus. In der Gastro-Branche fiel der Klimaindikator geradezu erdrutschartig von 125 Punkten im Herbst auf nun 51 Punkte. Die Betriebe hätten jetzt zwar geöffnet, die Gäste seien jedoch verunsichert. Das Verkehrsgewerbe leidet unter den deutlich gestiegenen Kraftstoffpreisen und weiterhin unter einem Fahrermangel. Über zu wenig Personal klagt auch die Bauwirtschaft. Während die Auftragsbücher immer dicker werden, steigen allerdings auch die Materialkosten. 94 Prozent der Baubetriebe berichten von höheren Einkaufspreisen.

Grafik: IHKN

Unternehmen wollen Preise an Kunden weitergeben

Ein rasches Ende der Lieferengpässe ist laut Bielfeldt nicht zu erwarten: „Die Terminalbetreiber und Reederei gehen davon aus, dass sich das bis Ende des Jahres oder bis 2023 zieht. Es hängt auch davon ab, inwiefern sich Omikron in Richtung China ausweiten wird.“ Die radikale Null-Covid-Strategie der chinesischen Regierungen könne durch weitere Lockdowns zu harten Einschränkungen in den Lieferketten führen. Als Auswirkungen der Lieferengpässe nennen die niedersächsischen Unternehmen vor allem höhere Einkaufspreise (79 Prozent), längere Wartezeiten für Materialien (69 Prozent) und einen gestiegenen Planungsaufwand (53 Prozent). „Wenn Sie heute Produkte bestellen, dann wird ihnen heute ein Lieferdatum in mehreren Monaten genannt. Man muss heute auch mehrere Anbieter anfragen, wer überhaupt liefern kann. Das führt zu einem deutlich höheren Aufwand für die Unternehmen“, erläuterte Bielfeldt. Auch zu den Folgen der Lieferengpässe befragte die IHKN ihre Mitglieder. Die meistgenannten Maßnahmen der Unternehmen waren die Weitergabe von Preiserhöhungen an Kunden (59 Prozent), die Suche nach neuen Lieferanten (55 Prozent) und die Erhöhung der Lagerhaltung (50 Prozent).

Grafik: IHKN
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #013.
Christian Wilhelm Link
AutorChristian Wilhelm Link

Artikel teilen

Teilen via Facebook
Teilen via LinkedIn
Teilen via X
Teilen via E-Mail