Zu einem feierlichen Anlass hatte Eric Oehlmann, Präsident des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr, gestern die Vertreter von neun Kommunen in seine Behörde eingeladen. Die Bürgermeister, Dezernenten und Amtsleiter bekamen jeweils eine Mappe mit vielen Daten und Zahlen überreicht – ein auf ihre Kommune zugeschnittenes „Ausbaukonzept für E-Ladesäulen“. Insgesamt 5000 mögliche neue Standorte für diese gewünschten neuen Anlaufpunkte wurden entwickelt, geprüft und für ihre strategische Erreichbarkeit (auch gemessen an den Verkehrsströmen) eingestuft.

Das Besondere an diesem Vorgehen ist: Die Fachleute der Landesbehörde haben ihre Expertise beigesteuert, die Fachleute der jeweiligen Kommune mit ihrer Ortskenntnis taten dies ebenfalls. Am Ende sind die Konzepte dann vom Landesamt für die acht Gemeinden und den einen Landkreis kostenlos erstellt worden. Sie dienen jetzt als Grundlage für weitere Planungen. „Auf Basis dieser Daten kann man nun schrittweise konkreter werden“, lobte Oehlmann.
Das Problem, vor dem die Verkehrsplaner stehen, lässt sich so beschreiben: Damit auch der Verkehrssektor seinen Beitrag zur CO2-Vermeidung leistet, muss es sehr viel mehr E-Autos geben als bisher. Noch aber sind die E-Autos in der klaren Minderheit. Das liegt auch daran, dass die Käufer nicht sicher sein können, überall einen günstigen und schnell funktionierenden Ladepunkt zu haben. Vor allem in ländlichen Gebieten fehlen die Ladesäulen. Wenn der Staat diese Säulen bauen und bezahlen müsste, wären die verfügbaren Haushaltsmittel schnell ausgeschöpft. Also gehe es darum, die Kräfte des Marktes zu aktivieren, sagt Shivam Tokhi, Mobilitätsplaner des Landesamtes. „Wir denken beispielsweise über eine Ausschreibung oder über ein Konzessionsmodell nach“, sagt er.

Das könnte so funktionieren: Auf der Basis eines Konzeptes, das sinnvollerweise die Fläche eines ganzen Landkreises umfasst, werden die wünschbaren und möglichen Ladepunkte definiert. Investoren, die gern aktiv werden wollen, könnten die Konzession für einen gesamten Landkreis bekommen. Sie wären dann aber verpflichtet, nicht nur die lohnenswerten Standorte mit Ladesäulen zu bestücken, also die Verkehrsknotenpunkte, sondern auch abgelegene und weniger genutzte Standorte, die ebenso für die Grundversorgung der Verkehrswege nötig sind. Wichtig sei es daher, dass eine Kommune früh mit einem Gesamtkonzept auftritt – bevor Investoren sich die Sahnestücke für die Ladesäulen schon herauspicken konnten.
Die Städte Hannover und Braunschweig sind schon so vorgegangen, sie gestalten ihre Ladesäulen bereits nach einem vorgegebenen Plan. Die Kommunen, die jetzt ein Konzept überreicht bekommen haben, weisen eine große Bandbreite nach der Fläche auf. Da ist der Kreis Emsland dabei, einer der größten Flächenkreise Niedersachsens, aber auch die Samtgemeinde Aue (Kreis Uelzen), die Gemeinden Giesen (Kreis Hildesheim), Stuhr und Weyhe (Kreis Diepholz), die Städte Bramsche (Kreis Osnabrück), Clausthal-Zellerfeld (Kreis Goslar), Cuxhaven und Nordenham (Kreis Wesermarsch).
Wie Tokhi erklärte, berät das Landesamt derzeit 18 weitere Landkreise, darüber hinaus hätten elf Kreise erklärt, auch Interesse an einer Kooperation zu haben. Wenn das zielstrebig so weiterlaufe, habe man in absehbarer Zeit für einen Großteil der Fläche Niedersachsens die planerischen Grundlagen für die gewünschten nötigen Standorte der Ladesäulen. Dass das Landesamt für Straßenbau als klassische Behörde für Straßen und Brücken nun in der Mobilitätsberatung für die Kommunen aktiv wird, ist durchaus gewollt – es passt ja auch zum Ziel von Wirtschafts- und Verkehrsminister Olaf Lies (SPD), die Serviceangebote des Landes für die Mobilitätswende stärker auszubauen. „Wir stehen den Kommunen als Partner zur Verfügung“, betont Präsident Oehlmann.