Schon lange findet universitäres Arbeiten nicht mehr allein in Hörsälen oder auf dem Campus statt. Durch die Corona-Pandemie hat zudem das mobile Arbeiten auch an den Hochschulen einen Schub erfahren. Mit zehn Millionen Euro fördert das Land Niedersachsen nun die Ausweitung der digitalen Infrastruktur der Universitäten und Fachhochschulen. In den kommenden zwei Jahren sollen mit diesem Geld die WLAN-Strukturen des sogenannten „Eduroam“ (Education Roaming) über das klassische Hochschulumfeld hinaus ausgedehnt werden.

Dazu können die Hochschulen beziehungsweise die Hochschulverbünde bestimmte Orte auswählen, an denen ihrer Auffassung nach ein Zugang zu den geschützten Universitätsservern eine Bereicherung für Studenten und Mitarbeiter darstellen könnte. Denkbar wären dabei nach Auskunft von Wissenschaftsstaatssekretärin Sabine Johannsen beispielsweise Orte wie Studentenwohnheime, Bahnhöfe oder der Nahverkehr – also alle möglichen öffentlichen Plätze, an denen Studium und Forschung jenseits des Campus vorkommen können. Finanziert wird die Förderung aus dem Digitalisierungs-Sondervermögen des Wirtschaftsministeriums. Für die Umsetzung zeichnen das Wissenschaftsministerium und der Verbund „Hochschule.digital Niedersachsen“ verantwortlich.

Für Prof. Joachim Schachtner, Präsident der Landeshochschulkonferenz, stellt die Investition eine Bereicherung für die niedersächsischen Hochschulen im Wettbewerb um Studenten und Forscher dar. Außerdem erwartet er positive Nebeneffekte: „Indem eine Eduroam-Netzabdeckung in zahlreichen städtischen Bereichen angestrebt wird, strahlt das Kooperationsprojekt der Hochschulen weit in die Gesellschaft hinein“, sagte er.
Darüber hinaus war es ihm aber wichtig zu betonen, dass man sich damit nicht in Richtung reiner Online-Hochschulen entwickeln werde; darum gehe es beim Ausbau der „Eduroam“-Verfügbarkeit explizit nicht. Der Ausbau bedeutet aber auch mehr als eine schlichte Ausdehnung des kostenlosen WLAN-Netzes für Studenten. Im Gegensatz zu einem normalen öffentlichen Netzwerk ist das „Eduroam“-Netz durch personalisierte Zugangsdaten geschützt. Befindet sich ein Anwender in diesem Netzwerk, kann er auch auf bestimmte Programme zurückgreifen, die eigentlich nur im Hochschulnetz verfügbar sind. „Es gelten dann die erhöhten Identitäts- und Sicherheitsstandards für Projekte, Programme und Literatur“, erläuterte Prof. Schachtner.
Zudem ist das „Eduroam“-Netzwerk ein internationaler Verbund, der es den Studenten und Mitarbeitern der partizipierenden Hochschulen in mehr als 100 Ländern möglich macht, die universitären Digitalangebote zu nutzen. Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) sprach bei der symbolischen Übergabe des Förderbescheids von einem „internationalen Raum der Wissenschaft“, der damit eröffnet, beziehungsweise erweitert werde. Er ordnete das Vorhaben zudem in einen größeren Kontext ein. So gehe es darum, durch die Digitalisierung die Hochschulen „krisenresilient“ zu machen, außerdem kämen leistungsfähige digitale Hochschulen auch der Wirtschaft und schließlich der gesamten Gesellschaft zugute. Für Althusmann ist die Förderung des Projektes „Eduroam off Campus“ ein weiterer Baustein in seinem Masterplan Digitalisierung sowie der landeseigenen KI-Strategie. „Es geht nicht nur ums Buddeln und um das Verlegen von Breitbandkabeln“, sagte er.

In die konkrete Umsetzung kommt der Ausbau der „Eduroam“-Verfügbarkeit beispielsweise schon in Niedersachsens Landeshauptstadt Hannover. Dort hat sich der Zusammenschluss der fünf Hochschulen unter Führung der Leibniz Universität zunächst vorgenommen, mit dem Stadtbahnanbieter Üstra darüber zu verhandeln, das Hochschulnetz in Bussen und Bahnen anzubieten. Vor allem auf der Strecke zum relativ neuen Maschinenbaucampus in Garbsen (Region Hannover) soll die Verbindung bald stehen. Rein praktisch muss dafür eine Rückkopplung des WLAN-Netzes an die Hochschulen bereitgestellt werden, damit die Nutzer sich mit ihren Zugangsdaten anmelden können. Für die Umsetzung sind die Hochschulen auf externe Dienstleister angewiesen. Von den zehn Millionen Euro profitiert also auch die Privatwirtschaft, erläuterte Wirtschaftsminister Althusmann.