Josef Stock, niedersächsischer Innenminister von November 1988 bis Juni 1990, ist nach langer Krankheit im Alter von 86 Jahren in seiner Heimatstadt Melle gestorben. Die CDU verliert mit ihm eine prägende Figur in der Endphase der Ära Ernst Albrecht. Der Einzelhandelskaufmann aus der Region Osnabrück gehörte von 1974 bis 1997 dem Landtag an, war wirtschaftspolitischer Sprecher und Vize-Fraktionsvorsitzender. 1986 wurde er Chef der Fraktion. Als zwei Jahre später Innenminister Wilfried Hasselmann im Zusammenhang mit einer Falschaussage im Spielbank-Untersuchungsausschuss zurücktrat, fiel die Wahl des Nachfolgers auf Stock. 1990, nach dem Wahlsieg von Rot-Grün von Gerhard Schröder und Jürgen Trittin, zog sich die bisherige erste Garde der Niedersachsen-CDU zurück - Stock folgte Hasselmann auch als CDU-Landesvorsitzender. Im Gespann mit Fraktionschef Jürgen Gansäuer bildete er die neue Spitze der Christdemokraten. Beide, Stock und Gansäuer, hätten sich auf eine einvernehmliche Lösung für die Spitzenkandidatur zur Landtagswahl 1994 verständigen können. Es kam aber anders, die Nominierung des 34-jährigen Christian Wulff wurde später auch dem Einfluss Stocks und einer kommunikativen Störung zugeschrieben. Stock trat 1994 den CDU-Vorsitz an Wulff ab, blieb bis 1997 im Landtag und kandidierte dann 1997 für das Amt des hauptamtlichen Bürgermeisters in Melle. Er wurde gewählt und blieb in diesem Amt bis zur Pensionsgrenze 2006. Der ehemalige Spitzenpolitiker im Landtag war sich nicht zu schade, sein ganzes Engagement ein paar Ebenen tiefer in seiner Heimatstadt einzusetzen. Der gläubige Katholik Stock hatte immer den Ruf, ein zutiefst sachlicher, bescheidener und uneiteler Politiker zu sein - und damit 1988 der ideale Vertreter einer Erneuerung der CDU in der Regierung, zu der es dann nach dem Machtwechsel 1990 nicht mehr kam.
