Hans-Ludwig Schreiber stirbt im Alter von 88 Jahren
Hans-Ludwig Schreiber, ehemaliger Präsident der Uni Göttingen (1992 bis 1998) und vormals Staatssekretär im Wissenschaftsministerium (1987 bis 1990), ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Der frühere Professor für Strafrecht erwarb sich einen Ruf als Freund klarer Positionen und deutlicher Worte, in seiner Zeit als Staatssekretär galt er zur Führungsreserve der CDU und wurde in der Nach-Hasselmann-Ära 1990 für wichtige Aufgaben in der Partei gehandelt, etwa den Landesvorsitz. Es wurde allerdings nichts daraus. Schreiber, der am hannoverschen Ratsgymnasium sein Abitur ablegte und in Bonn und München studierte, lehrte erst in Bonn, seit 1972 dann in Göttingen. Er spezialisierte sich auf das Strafrecht und die Medizinjustiz. Dabei löste er Ende der neunziger Jahre mit einem ziemlich offenen Bekenntnis zur aktiven Sterbehilfe als letzter Möglichkeit eine heftige Debatte aus. Schreiber, der den offenen Wettstreit der Meinungen immer sehr geschätzt und mit eigenen Haltungen befeuert hat, war in den neunziger Jahren auch im Gerichtssaal zu sehen. Vor dem Magdeburger Landgericht verteidigte er 1994 den im Jahr zuvor zurückgetretenen Ministerpräsidenten Werner Münch und erreichte, dass dieser vom Vorwurf des Betruges freigesprochen wurde. In der damaligen „Gehälteraffäre“ ging es um den Verdacht, westdeutsche Politiker hätten Gesetzeslücken gezielt im eigenen Interesse ausgenutzt. Schreiber gelang es, Münch zu entlasten.
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