14. Nov. 2016 · P und P

Hans-Jürgen Grasemann verstorben

Hans-Jürgen Grasemann, früherer Oberstaatsanwalt aus Braunschweig und engagierter Verfechter einer Aufarbeitung des DDR-Unrechts, ist, wie gestern bekannt wurde, plötzlich gestorben. Freunde und Wegbegleiter des Juristen, der zuletzt als Sachverständiger in der Landtags-Enquetekommission zu den „Machenschaften der Stasi in Niedersachsen“ gewirkt hat, sind am Montag von dieser Nachricht überrascht worden. Grasemann, der zu seinem 70. Geburtstag nach Italien gereist war, nach der Rückkehr erkrankte und ins Krankenhaus kam, verstarb bereits am 1. November. Die Trauerfeier fand im engsten Familienkreis statt. Einer seiner Freunde in der Enquetekommission, der ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete Hartmut Büttner aus Garbsen, ist erschüttert: „Einer wie er, mit diesem großen Sachverstand und großen Engagement, kann bei der Aufarbeitung des DDR-Unrechts kaum ersetzt werden.“ Grasemann war Sozialdemokrat, arbeitete in seiner Zeit als Staatsanwalt als Sprecher der Erfassungsstelle Salzgitter für DDR-Unrechtstaten an der innerdeutschen Grenze. Als Gerhard Schröder in den achtziger Jahren die Auflösung der Erfassungsstelle befürwortete, traf das auf Grasemanns heftigen Protest. Als Ruheständler wurde Grasemann nicht müde, in Vorträgen vor Schulen und Verbänden auf die Besonderheiten des DDR-Unrechtsstaates hinzuweisen – sachlich, bestimmt und kenntnisreich. Er arbeitete unter anderem im Vorstand des Zentralverbandes Demokratischer Widerstandskämpfer- und Verfolgtenorganisationen.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #207.
Martin Brüning
AutorMartin Brüning

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