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Der breiten Öffentlichkeit fiel das Aus von Leinehertz kaum auf, weil der Sender den meisten hannöverschen Radiohörern ohnehin unbekannt war. Im Gegensatz zu Bürgersendern wie „Radio Aktiv“ in Hameln oder Radio Ostfriesland in Emden führte der Bürgerfunk in der Landeshauptstadt immer das Dasein eines medialen Mauerblümchens und tat sich gegen die kommerzielle Konkurrenz schwer.Das Aus von Radio Leinehertz passte in die missglückte Bürgerfunk-Geschichte Hannovers. 2009 hatte schon der Leinehertz-Vorgänger Radio Flora seine Lizenz verloren. Von einer zu geringen Hörerakzeptanz war bei der NLM damals die Rede. In der Realität hatte der Sender allein bei einer linksalternativen Klientel im Stadtteil Linden eine gewisse Bedeutung, in allen anderen Stadtteilen weinte man dem Sender keine Träne nach.
NLM-Direktor: Aufgabenstellung ändert sich massiv
Wie geht es jetzt weiter? Geht es nach der NLM, würde man vermutlich vom nächsten Bürgerfunk-Versuch in der Landeshauptstadt am liebsten die Finger lassen, die man sich bei den letzten beiden Sendern immer wieder verbrannt hat. Das hat auch mit dem Faktor Geld zu tun, schließlich kostet ein Bürgersender die Landesmedienanstalt rund 280.000 Euro im Jahr. Den Rest müssen die Sender selbst aufbringen. Keine leichte Aufgabe, denn in der Regel muss ein Bürgersender mit einem Jahres-Etat von rund 450.000 Euro kalkulieren, und Werbung ist den nicht-kommerziellen Sendern nicht erlaubt. Sie benötigen also überzeugte Förderer.https://www.youtube.com/watch?v=pKS2cXAgLm8Die NLM selbst wäre vermutlich nicht traurig, wenn sie die 280.000 Euro für den Bürgerfunk in Hannover einsparen könnte. Denn zum einem ist die Ertragslage der kommenden Jahre noch nicht ganz klar, weil die NLM überwiegend über einen Anteil aus den Rundfunkbeiträgen finanziert wird und die geplante Beitragserhöhung noch nicht von allen Landtagen abgesegnet wurde. Zum anderen stehen alle Medienanstalten vor größeren Veränderungen. „Die Aufgabenstellung ändert sich massiv“, sagte NLM-Direktor Christian Krebs bereits im September im Rundblick-Podcast.Das liege auch daran, dass der Rundfunkstaatsvertrag zum Medienstaatsvertrag wird und es eben nicht mehr nur um das lineare Fernsehen und Radio geht. „Wenn ich in Zukunft aber beurteilen soll, ob ein Suchalgorithmus einer Suchmaschine diskriminierungsfrei handelt, dann benötige ich dafür auch die technischen Experten“, sagte Krebs. Und diese Experten werden die Medienanstalten Geld kosten.Onay wünscht sich ein neues Bürgerradio
Auf der anderen Seite wünscht man sich in Hannover wieder ein Bürgerradio, allen voran Oberbürgermeister Belit Onay. So ein Sender gebe den Menschen in Hannover eine Stimme und helfe vielen jungen Menschen, sich dem Journalismus zu nähern, sagte Onay, der sich in der Frage auch schon direkt an die NLM gewandt hat, im Gespräch mit dem Politikjournal Rundblick. „Zudem kommen Themen in die Öffentlichkeit, die ansonsten etwas unter dem Radar bleiben. Ich würde es mir anhören“, so Onay.In den vergangenen Monaten habe es keine ernsthaften Bewerbungen gegeben, heißt es innerhalb und außerhalb der Landesmedienanstalt, was dazu führte, dass niemand auf den Gedanken kam, die brachliegende Frequenz neu auszuschreiben. Das hat sich nun geändert. Inzwischen gibt es drei Interessengruppen, die gerne wieder einen Bürgersender auf die Beine stellen würden.