Lange Gesichter am Vorstandstisch beim AfD-Mitgliedertreffen am Sonnabend in der Stadthalle von Walsrode: Die Kandidatin der parteiinternen Opposition, die sich „Rebellen“ nennen, siegt deutlich bei der Wahl des Spitzenkandidaten für die nächste Landtagswahl, die vermutlich im Oktober stattfinden wird. Für Dana Guth, Immobilien- und Versicherungsberaterin aus Herzberg (Kreis Göttingen), sprachen sich in der Stichwahl 212 Mitglieder aus. Der vom Landesvorsitzenden Armin-Paul Hampel unterstützte Kandidat, der Kaufmann Maik Schmitz (45) aus Northeim, erreichte nur 163 Stimmen. Als der Tagungsleiter Heiner Rehnen das Resultat verkündete, brach bei den Guth-Anhängern großer Jubel aus, sogar Hampel klatschte ein wenig.

Dana Guth führt die niedersächsische AfD in den Landtagswahlkampf – Foto: KW

Das Resultat kommt einer Sensation gleich, da die Vormacht der Hampel-Anhänger in der Partei das erste Mal seit langer Zeit gebrochen wurde. Als im Februar die Landesliste für die Bundestagswahl aufgestellt wurde, waren die „Rebellen“ gar nicht erst angetreten. Im April, als die Neuwahl des Landesvorstands anstand, blieben die Kritiker in der klaren Minderheit. Damals forderte Guth den Vorsitzenden Hampel heraus, unterlag aber deutlich. Das Verhältnis zwischen dem 60-Jährigen Landesvorsitzenden und der 47-jährigen Kreisvorsitzenden aus Göttingen ist seit langem belastet. Hampel hatte zeitweise sogar einen Aufnahmestopp für Guths Kreisverband verhängt, da er unterstellte, hier würden rechtsradikale Kräfte Unterwanderungsversuche unternehmen. Guth hatte das strikt zurückgewiesen.

Schmitz unterlag überraschend auf dem Parteitag in Walsrode – Foto: KW

Wegen der Dominanz der Hampel-Unterstützer in der Partei hatten viele Beobachter angenommen, es würde dem Landesvorsitzenden wie bereits im Februar bei der Aufstellung der Bundestagsliste mühelos gelingen, seine Leute durchzudrücken. Beide Lager hatten Flyer mit Empfehlungen für ihre Bewerber verteilt, hinzu kamen noch mehrere Kandidaten, die unorganisiert angetreten waren. Allgemein war mit einem Sieg von Schmitz gerechnet worden. Doch seine Vorstellungsrede und die anschließende Befragung wurden überschattet von internen Zwistigkeiten zwischen der Northeimer AfD (für die Schmitz und Generalsekretär Jens Kestner stehen) und der Gifhorn-Peiner AfD, die vom Vize-Landesvorsitzenden Oliver Westphal repräsentiert wird, der eigentlich auch für den Landtag antreten wollte, dann aber zurückzog und beim Parteitag fehlte. Beide Kreisverbände, die ursprünglich fest zum Hampel-Lager gerechnet wurden, überschütten sich gegenseitig mit heftigen Vorwürfen und Unterstellungen.

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Nach ihrer Nominierung bedankte sich Guth und mahnte, man solle jetzt „Brücken bauen, sich die Hand reichen und einen Neuanfang beginnen“. „Wir sind keine Feinde, wir sind eine Partei“, sagte sie. Hampel erklärte später, er setze auf eine gute Zusammenarbeit mit der neuen Spitzenkandidatin. Die Aufstellung der weiteren Landesliste verzögerte sich, da verschiedene Kandidaten des Hampel- und Guth-Lagers ganz dicht beieinander lagen. (kw)