Twitter sei kein Massenmedium, aber man könne es nicht ernst genug nehmen, weil die wenigen Leute dort diejenigen seien, die im echten Leben etwas zu sagen hätten. So formulierte es gestern Jan Böhmermann im Deutschlandfunk, wobei man bei ihm nie weiß, ob das nun auch wieder nur Satire gewesen sein soll.
https://twitter.com/DLFmedien/status/1303328504260562947
Wer sich gestern die Diskussion um eine Auto-Kaufprämie auf Twitter näher betrachtete, der kam mehrheitlich zu folgenden Ergebnissen – nur ganz kurz und einfach zusammengefasst:
- Kaufprämie: doof
- Andreas Scheuer: doof
- Verbrennungsmotoren: doof
So denken also offensichtlich diejenigen, die „im echten Leben etwas zu sagen“ haben. Das führt zum einen zu der Erkenntnis, dass der antike Philosoph Epiktet eben doch recht hatte, als er sagte: „Nicht die Tatsachen, sondern die Meinungen über Tatsachen bestimmen das Zusammenleben.“
Und die zweite Erkenntnis ist, dass bundesweit zwei Millionen Menschen, deren Jobs direkt oder auch nur indirekt von der Autoindustrie abhängen, offenbar nichts zu sagen haben. Vermutlich, weil sie zu sehr damit beschäftigt sind, zu arbeiten und ihre Familien zu ernähren und dabei einfach zu wenig Zeit für Twitter bleibt. Ein Teufelskreis. Mehr zum Thema Autogipfel lesen Sie hier:
Auf einen Tweet des Rundblicks reagierte gestern auch die Gewerkschaft Verdi. Sie ärgerte sich über Vorwürfe der IHK Niedersachsen, wonach sie den am Runden Tisch gefundenen Kompromiss zu Sonntagsöffnungen torpediere (Artikel lesen). Welcher Kompromiss genau da wohl gemeint sein mag, fragt man sich bei Verdi wahrscheinlich noch heute Morgen. Auf jeden Fall bleiben Entscheidungen zu Ladenöffnungen am Sonntag in Niedersachsen da, wo sie auch schon vor Corona offensichtlich hingehörten: vor Gericht.
https://twitter.com/verdi_nds/status/1303297318440050688
Gäbe es Twitter nicht, dann könnte man so viel Unsinn, der über Corona verbreitet wird, gar nicht lesen. Wer also ein Faible für Verschwörungstheorien oder unbewiesene Fake-Fakten hat, sollte heute wieder dringend auf Twitter suchen, wer eher eine seriöse Lageeinschätzung zu schätzen weiß, dem empfehle ich heute das Politikjournal Rundblick.
Mein Kollege Niklas Kleinwächter hat sich lange mit dem Präsidenten der Landesgesundheitsamtes, Matthias Pulz, unterhalten, und dabei nicht nur auf den Beginn der Corona-Phase zurückgeblickt sondern auch einen kleinen Blick in die Zukunft gewagt. Warum die möglichen Impfungen gegen Corona nicht das von manchen erhoffte Allheilmittel werden, erklärt Ihnen Matthias Pulz hier im O-Ton:
https://www.youtube.com/watch?v=dZMqlV7UCNs&feature=youtu.be
Auch hier hätte Epiktet wieder das passende Zitat gehabt: „Wie mit den Füßen, so darf man auch mit den Hoffnungen nicht so weit ausholen.“
Das gilt derweil auch für die niedersächsische Pflegekammer. Wenn es dort nach dem negativen Votum bei der Online-Umfrage noch die Hoffnung gegeben hat, man komme am Ende vielleicht doch noch um die Abschaffung der Kammer herum, so macht der Verwaltungsrechter Thomas Mann von der Uni Göttingen dieser Hoffnung nun einen Strich durch die Rechnung. Warum er keine Hürden für die Abschaffung der Pflegekammer sieht, lesen Sie bei uns hier online.
Ich wünsche Ihnen einen hoffnungsfrohen Mittwoch
Martin Brüning