Jürgen Gansäuer, einstiger Chef der CDU-Landtagsfraktion (1988 bis 1994) und Landtagspräsident (2003 bis 2008), feiert heute in seiner Heimat Laatzen bei Hannover seinen 75. Geburtstag. Wer den Jubilar, der sich aus der aktiven politischen Arbeit zurückgezogen hat, für einen Ruheständler hält, der irrt gewaltig: Gansäuer war sich nicht zu fein, nach dem Abschied aus dem Landtag 2008 als einfacher Student der Geschichte in Göttingen anzufangen. Er hat sich in historische Inhalte vertieft, insbesondere zum Welfenhaus und zu der Frage, wieso das Verhältnis von Braunschweig zu Hannover als so belastet erscheint. Immer wieder hält er Vorträge, und hinter den Kulissen – aber sich dabei sehr bedeckt haltend – gibt er hin und wieder auch seinen Rat. Allerdings nur, wenn man ihn darum bittet. Seit 1974, also zwei Jahre vor dem Start der Ministerpräsidentschaft von Ernst Albrecht, war Gansäuer im Landesparlament. Im Plenum startete er als scharfzüngiger Redner, dessen Beiträge immer nachdenklicher und differenzierter wurden, bis er schließlich den Flügel der Liberalen und Erneuerer repräsentierte. Immer stärker gewann er den Ruf, das soziale Gewissen der CDU zu verkörpern. Für ihn typisch sind klare und eindeutige Positionierungen – so die Nähe zu Heiner Geißler, auch nach dessen Generalsekretär-Zeit, die enge Kontaktaufnahme zu den Kirchen und das Engagement etwa gegen die vom Kabinett Christian Wulff erst geplante und dann wieder verworfene Kürzung des Blindengelds. Kaum einer kennt die Niedersachsen-CDU mit ihren unterschiedlichen Strömungen und Unverträglichkeiten so gut wie er.Dieser Artikel erschien in Ausgabe #32.