Franz Rainer Enste, ehemaliger Antisemitismus-Beauftragter Niedersachsens, hat eine Festrede zur Eröffnung der „Woche der Geschwisterlichkeit“ gehalten. Darin sagte er: „Die fortlaufende Befassung mit der jüngeren deutschen Geschichte ist auch so etwas wie eine ,Fehlervermeidungsstrategie‘ im Umgang mit der stets geradezu immanenten Fragilität unseres demokratischen Gemeinwesens. Sie darf daher niemals enden! Sie dient der Herausbildung von Achtung gegenüber dem Mitmenschen und von Zivilcourage, von der wir angesichts der bedrohlichen Entwicklungen der Gegenwart wahrlich nicht genug haben können.“

Er fügte hinzu: „Das Bedürfnis, eine ,Brandmauer‘ gegen jede Form von Menschenverachtung zu errichten, ist offenkundig sehr stark, und das plakative Bekenntnis ,Bunt statt braun‘ und ,Wider jeden Extremismus‘ ist gewiss eine hochsympathische Botschaft. Das ist gut so und gewiss auch ein Beleg für ein erfolgreiches erinnerungskulturelles Wirken in den zurückliegenden achtzig Jahren. Und dennoch: Wir haben keinen Anlass für eine schulterklopfende Selbstbeweihräucherung. Denn wir müssen zu unserem Bedauern auch registrieren, dass unser Überzeugungspotenzial gegenüber denjenigen, die es angeht, höchst überschaubar sein dürfte und dass die Betreffenden – in Lauerstellung – das derzeitige Demonstrationsgeschehen kaltschnäuzig auszusitzen trachten. Aktuelle Umfragewerte und Mitgliederentwicklungen lassen darauf schließen.“