
Letztes Welt-Fest mit Unbeschwertheit
Die Weltordnung wurde mit nachhaltigen Folgen erst ein Jahr später tief erschüttert, am 11. September 2001. Wäre es früher geschehen, so wie das Attentat während der Olympischen Spiele 1972 in München – die Auswirkungen wären schwer vorstellbar gewesen. Kontrollen an den Eingängen, Registrierungen von Besuchern, Begrenzungen der Veranstaltungen, vorzeitige Abreise von Ausstellern? Solche Dinge hätten nicht nur das Erlebnis der Expo enorm getrübt, sondern auch die Rückschau auf diese Veranstaltung enorm überschattet. https://www.youtube.com/watch?v=GUVkZSotako War die Expo 2000 vielleicht eines der letzten Welt-Feste mit dieser Unbeschwertheit, die schon nach dem Anschlag auf das World-Trade-Center in New York, nach der daraufhin startenden Phase des Kampfes gegen den internationalen Terrorismus und nach neuen Spannungen in der internationalen Gemeinschaft nur noch selten zu erleben war? Heute ist es ein international grassierendes Virus, das zu Einschränkungen und Kontaktverboten führt und der Welt die Verletzbarkeit von Frieden, Freiheit und Wohlstand mit Macht vor Augen führt.Linke Szene demonstrierte gegen die Weltausstellung
Im Rückblick auf die Veranstaltung läuft man heute Gefahr, den Wirbel, den es vorher gegeben hatte, dabei auszublenden. Gegen den Mitbewerber Toronto setzte sich der Kandidat Hannover im Juni 1990 mit nur einer Stimme durch. Doch das Votum löste keine uneingeschränkte Begeisterung aus, denn die linke Szene in Hannover, unterstützt von vielen Grünen, protestierte dagegen. Die Chance, sich mit einer Großveranstaltung positiv zu präsentieren, rückte bei den Gegnern in den Hintergrund gegenüber ökologischen und sozialen Bedenken. Würde zu viel Natur geschädigt durch die Neubauten auf dem Gelände? Würde der Druck auf den Wohnungsmarkt so stark zunehmen, dass die Mieten steigen und ärmere keine Unterkunft mehr finden? https://twitter.com/NDRinfo/status/1267425474994716679 Die rot-grüne Mehrheit im Rat der Stadt setzte eine Bürgerbefragung durch – und die SPD erklärte deren Resultat für verbindlich, während die Grünen schon vorher strikt gegen die Weltausstellung waren. Die Befragung ging knapp für die Expo aus, aber die Ängste, Hannover würde zum Magneten werden und viele auch unwillkommene Gäste anlocken, war zu jener Zeit spürbar.Startschwierigkeiten aber kein Flop
Allerdings blieben die Besucherzahlen mit 18 Millionen hinter den anfänglichen Schätzungen (40 Millionen) um mehr als die Hälfte zurück. Die Eintrittspreise – anfangs kostete die Tageskarte 69 Mark – mussten gesenkt und modifiziert werden (Abendkarten ab 18 Uhr für 10 und 15 Mark), damit mehr Leben auf das Gelände kam. Gerade aus anderen Städten der Republik, beispielsweise Berlin, wurde die Expo anfangs überaus kritisch begleitet. Dabei schwang immer auch der Vorwurf mit, die Provinzstadt in Niedersachsen könne nicht leisten, was eine Metropole wie Hamburg, Berlin oder München zu schaffen imstande wäre.