Emden führt bei Einbrüchen, Wendland bei der Aufklärung
Die Zahl der Einbrüche ist in Niedersachsen leicht rückläufig, die Aufklärungsquote auch. Statistisch gesehen hat sich in der Einbruchskriminalität auf Landesebene nicht viel getan. Ein ganz anderes Bild ergibt sich jedoch, wenn man die Zahlen auf die Kreisebene herunterbricht. Die FDP-Fraktion hat aus den Zahlen, die sie seit dem Regierungswechsel jährlich beim Innenministerium für die Landkreise und kreisfreien Städte abfragt, eine Tabelle zusammengestellt. Darin sind auch neue Zahlen des Innenministeriums zu 2016 enthalten, die dem Rundblick vorliegen.
[caption id="attachment_14197" align="aligncenter" width="780"] In einigen Kreisen wird mehr als jeder dritte Fall gelöst, in anderen weniger als jeder zehnte - Foto: sdecoret[/caption]
Die Auflistung zeigt, dass es seit 2013 gravierende Veränderungen gab. In den meisten Kommunen nahmen die Einbruchszahlen zu, die Aufklärung aber ab. Die Aufklärungsquote tendiert derzeit um den Landeswert von 21 Prozent. In einigen Kreisen wird mehr als jeder dritte Fall gelöst, in anderen weniger als jeder zehnte. Landesweit wurde im vergangenen Jahr 16.400-mal in Wohnungen und Häuser eingebrochen, 170-mal weniger als im Vorjahr. 3509 Fälle wurden aufgeklärt, im Schnitt etwas mehr als jeder fünfte Einbruch.
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Negativ-Spitzenreiter ist die kreisfreie Stadt Emden. 60 Einbrüche registrierte die Polizei im Jahr 2013, im vergangenen Jahr waren es 184. Das ist eine Steigerung von 206 Prozent. Auch im direkten Vergleich zum Jahr 2015 ist Emden Schlusslicht, die Zahl der Einbrüche stieg um 78,6 Prozent von 103 Fällen auf 184 an. Die Aufklärungsquote lag zwischenzeitlich bei 25 Prozent in 2014, hat aber stark abgenommen und liegt jetzt bei 9,7 Prozent. Damit gehört Emden nun zu den Kommunen, in denen weniger als jeder zehnte Fall aufgeklärt wird.
Auf den Plätzen dahinter folgen Wittmund und Oldenburg. In Wittmund sind die Einbruchszahlen seit 2013 um 97,2 Prozent von 36 auf 71 gestiegen, die Aufklärungsquote hat sich um 1,3 Prozent leicht verbessert. In der Stadt Oldenburg sind die Einbruchszahlen seit 2013 konstant gestiegen – von 292 auf 434 Fälle – und haben sich mit 40,9 Prozent fast verdoppelt. Auch hier schwankt die Aufklärungsquote über die vier Jahre hinweg, hat sich insgesamt mit 1,7 Prozent aber auch leicht verbessert.
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Die positivste Entwicklung zeigt sich dagegen in Braunschweig. Der kreisfreien Stadt gelang es, von 2013 bis 2016 die Einbrüche von 441 auf 293 Fälle zu reduzieren. Die Aufklärungsquote ist aber von 24,4 Prozent auf 10,2 Prozent gesunken. Auch die Landkreise Aurich und Cuxhaven konnten die Zahl der Einbrüche kontinuierlich senken. Spitzenreiter bei der Aufklärung ist Lüchow-Dannenberg, hier werden derzeit vier von zehn Einbruchsfällen gelöst.
Am stärksten verbessert hat sich bei der Aufklärung die Stadt Wolfsburg. Lag sie zuvor immer unter dem Landesdurchschnitt, schnellte sie im vergangenen Jahr von 10,6 auf 30,4 Prozent. Statt einem wird jetzt fast jeder dritte Einbruch aufgeklärt. Ein Grund dafür könnte die neue Ermittlungsgruppe „Einbruch“ für Wolfsburg und Helmstedt sein, die vergangenes Jahr im Sommer ihren Dienst aufgenommen hat. Für Helmstedt hat sich ein positiver Trend bei der Aufklärung jedoch noch nicht gezeigt, hier sank die Quote sogar noch weiter um 3,9 Prozent.
„Der Rückgang der Aufklärungsquote in so vielen Kommunen ist problematisch“, sagt der FDP-Abgeordnete Jan-Christoph Oetjen, der als Sprecher für Inneres die Anfrage nach den Zahlen regelmäßig stellt. Er spricht sich deshalb für Sonderkommissionen aus, in denen die Einbruchsermittlungen zentral gebündelt werden. „Es müssen aber Gruppen sein, die neues Personal mitbringen, und nicht die Zusammenlegung von Beamten, die schon mit dieser Aufgabe betraut sind.“ Denn die Statistik zeige, wo Ermittlungsgruppen mit zusätzlichem Personal arbeiteten, steige die Aufklärungsquote.
Besonders oft passieren Einbrüche in Wohngebieten entlang der Autobahnen A2 und A7 und im Bereich größerer Städte. Hannover und Harburg liegen deshalb bei den absoluten Zahlen mit weitem Abstand vorne. In Harburg ist nach Angaben von Oetjen zudem ein Verdrängungseffekt zu beobachten, weil die Nachbarstadt Hamburg in der Einbruchsermittlung und -Prävention stark aufgerüstet hat.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #59.