13. Apr. 2020 · Kolumne

Die Nachteile der Räterepublik 2.0

Liebe Niedersachsen, nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern, heißt es seit jeher. Für den Rundblick kann das allerdings nicht gelten, zumal man in ihm ja auch nur sehr schwer den gekauften Fisch einwickeln kann. Und dafür, wie auf für die Nutzung als Toilettenpapierersatz, müsste man ihn auch erst einmal ausdrucken. Zudem ist unser Pro & Contra zu einer Exit-Strategie in der Corona-Krise auch am Tag nach Ostern immer noch hochaktuell. Falls Sie es also in der vergangenen Woche verpasst haben sollten, bringen Sie sich einfach hier auf den Debattenstand.

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Inzwischen muss man feststellen: Krise ist, wenn Grünen-Chef Robert Habeck sich zuerst anfängt, die Haare selbst zu schneiden… https://www.instagram.com/p/B-zcRp7gLxM/?utm_source=ig_web_copy_link …und danach unter der frisch gekürzten Frisur neue Ideen das Tageslicht erblicken: https://www.instagram.com/p/B-1QkaXiVte/?utm_source=ig_web_copy_link „Mutig wären zum Beispiel Zukunftsbündnisse, Räte aus zufällig gelosten Bürgerinnen und Bürgern“, schreibt Habeck. In Habecks Räterepublik 2.0 wird nicht mehr gewählt, sondern gelost. Heikel wird es in der neuen Deutschland-Kommune natürlich, wenn das Los zufälligerweise die ganz Verrückten und Verschwörungstheoretiker trifft, die wir inzwischen nicht nur aus sozialen Medien kennen. Dann ist guter Rat teuer.

So, an dieser Stelle mach wir an Habecks Utopie mal einen Haken und wenden uns wieder der Realität zu. "Das Bisherige versperrt dem Kommenden den Weg“, hat der Schriftsteller Robert Walser geschrieben, dessen Geburtstag sich an diesem Dienstag zum 142. Mal jährt. Nun wusste er damals noch nichts von der Corona-Krise, in der vielerorts das Bisherige radikal in Frage gestellt wurde. Warum? Weil es gar nicht anders geht.

Bei den Arbeitgeberverbänden, die bisher für Unternehmen Seminare angeboten haben, fielen plötzlich folgende Argumente gegen digitale Alternativen weg (Aufzählung nicht vollständig):


  • Sowas brauchen wir nicht.

  • Das ist doch viel zu teuer und aufwendig.

  • Das müsste ich erst dem Chef erklären.

  • Das geht nicht – wegen Datenschutz und so…

 

Und plötzlich geht’s doch und statt Seminaren gibt es jetzt infektionsgeschützte Webinare. Florian Bernschneider, Chef der Arbeitgeberverbands Region Braunschweig, stellt dabei sogar fest, dass sich die Teilnehmerzahl teilweise verdrei- und vervierfacht hat. Er sagte uns:

„Daran sieht man zum einen die Offenheit, solche Formate einmal auszuprobieren, auf der anderen Seite aber auch den Handlungsdruck, den es in vielen Unternehmen gibt.“
Mehr zum Webinar-Boom lesen Sie heute bei uns, Bernschneider im Podcast hören Sie hier : https://soundcloud.com/user-59368422/homeoffice-podcast-mit-laura-pooth-und-florian-bernschneider

Eine gute Nachricht in Krisenzeiten ist derweil, dass das „Drive-in“ wieder in Mode kommt. Nicht nur das Autokino wird wiederentdeckt, zu einem „Drive-in-Gottesdienst“ in Hildesheim kamen Medienberichten zufolge gleich 400 Menschen. So macht der Gottesdienst Spaß: Mit Sitzheizung und Autoradio – falls die Predigt mal wieder langweilig ist, kann man ja den Sender wechseln.

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die Woche

Martin Brüning

Martin Brüning
AutorMartin Brüning

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