Die Corona-Krise trifft Niedersachsens Häfen hart
Die Corona-Krise hat auch die Seehäfen in Niedersachsen hart getroffen, aber nicht an allen Häfen ist der Umschlag in den ersten fünf Monaten in den Keller gegangen. Das geht aus den Zahlen hervor, die André Heim, neuer Geschäftsführer der Seaports of Niedersachsen, am Dienstag im Hafenausschuss des Landtags vorgestellt hat. Am härtesten hat es demnach von Januar bis Mai mit einem Minus von 44 Prozent Cuxhaven getroffen. Dort sei zum Beispiel der Auto-Umschlag mit Großbritannien zeitweise komplett eingebrochen, berichtete Heim. Der Hafen in Emden verzeichnete ein Minus von 28 Prozent, in Brake brach der Umschlag um 23 Prozent ein. Fast schon glimpflich kam Wilhelmshaven mit einem Verlust von neun Prozent davon, allerdings bedeutet das an diesem Standort eine Million Tonnen Umschlag weniger als im Vorjahreszeitraum.
Nicht alle Häfen sind im Minus
Es gab trotz der Krise auch Häfen, die im Plus lagen. So stieg der Umschlag in Stade von Januar bis Mai um 12 Prozent, was laut Heim auch daran liegt, dass die ortsansässige Industrie auch während der Krise aus Kostengründen den Betrieb nicht komplett herunterfahren kann, sondern bei etwa 70 Prozent Auslastung bleibt. In Papenburg gab es ein Plus von zehn Prozent, weil hier mehr Torf und Holzabfälle umgeschlagen wurden. Der Hafen in Leer fällt vollständig aus dem Rahmen. Ein Plus von 48 Prozent liegt laut Heim vor allem darin begründet, dass zum Beispiel Zierkies bei den heimischen Gärtnern plötzlich wieder sehr gefragt war, als die Baumärkte wieder öffneten.
Viele Seeleute weiterhin in schwieriger Situation: Weltweit sitzen immer noch zehntausende Seeleute auf Schiffen fest. In Niedersachsen seien den Seeleuten Landgänge möglich, berichtete das Wirtschaftsministerium. Es werde viel dafür getan, dass etwas Freiraum möglich bleibe und auch die medizinische Versorgung gewährleistet sei. Crewwechsel seien allerdings nach wie vor schwierig. So werde in Deutschland zwar die Ein- und Ausreise berufsbedingt gestattet, die Grenzdienststellen an den Flughäfen seien angewiesen, Visa wohlwollend zu erteilen. Allerdings gibt es nach wie vor große Probleme beim Crewwechsel durch die Reiserestriktionen in vielen Staaten und ausgefallene Flüge. Derzeit sollen weltweit insgesamt 200.000 Seefahrer auf Schiffen auf ihre Ablösung warten, darunter sind 40.000 philippinische und 20.000 indische Seeleute. Viele seien bereits weit über das Ende ihrer Vertragszeiten und maximale Verweildauer. Auf Schiffen mit deutscher Flagge sind laut Ministerium rund 700 Seeleute betroffen.
Konsequenzen aus der Havarie der MSC Zoe: Umweltminister Olaf Lies will erreichen, dass Mega-Containerschiffe nicht mehr in der Nähe von Küsten unterwegs sind. Neben einer Bundesratsinitiative setzt das Umweltministerium unter anderem auch auf eine internationale Arbeitsgruppe, die sich mit großen Containerschiffen in empfindlichen Meeresgebieten beschäftigt. In den Niederlanden gebe es zum Beispiel die Empfehlung, Containerschiffen bei bestimmten Wetterlagen den küstenfernen Seeweg zuzuweisen, berichtete Rudolf Gade, Leiter des Referats für Küstengewässer und Meeresschutz im Umweltministerium. Sowohl Karin Logemann (SPD) als auch Meta Janssen-Kucz (Grüne) betonten, küstenferne Gebiete seien für die Fahrt von Containerschiffen vorzuziehen. Es sei erschreckend, dass aus der Havarie nicht mehr klare Konsequenzen gezogen würden, sagte Janssen-Kucz. Die „schleppende Reaktion der Bundesebene sei unbefriedigend für Küsten- und Inselbewohner. „Küstenländer haben einfach keine gute Lobby in Berlin“, meinte die Grünen-Politikerin. Die „starke Stimme aus Niedersachsen“ sei offenbar nicht stark genug gewesen, sagte auch die FDP-Politikerin Hillgriet Eilers. Die MSC Zoe hatte am Jahresanfang 2019 nordwestlich von Borkum 342 Container verloren. Ursache waren dem Bericht der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung zufolge das Wetter. Böen bis Windstärke 10 und 6,5 Meter hohe Wellen hatten massive Wirkungen auf die Schiffskonstruktion.