
Immer wieder klagen Kameraden über fehlende Funkgeräte, Schutzwesten oder Nachtsichtgeräte. Die Beschaffung dauert lange, oft sehr lange.
Rundblick: Auch als Helfer für die Polizei – etwa in besonderen Gefahrenlagen?
General Schnittker: Durchaus. In unserer Ausbildung arbeiten wir mit den Polizeien zusammen, auch mit dem Bundeskriminalamt. Wir hatten verschiedene Übungen, etwa zu einem simulierten Terroranschlag, bei denen das Zusammenwirken von Polizei und Feldjägern erprobt wurde. Die Abläufe sind klar geregelt: Wenn ein Bundesland Unterstützung der Bundeswehr braucht, muss das jeweilige Landeskommando eingeschaltet werden – bei der Unterstützung für hoheitliche Aufgaben, etwa Polizeiaufgaben, ist die Zustimmung des Verteidigungsministeriums nötig. Wir haben geklärt, dass so etwas im Zweifel schnell geschehen muss. Man kann nicht zwei Tage lang auf eine Antwort warten. Mehrfach habe ich mich mit den deutschen Polizeipräsidenten getroffen und ihnen eine Angst genommen. Mit 1800 Feldjägern sind wir weit davon entfernt, eine Konkurrenz zur Polizei darzustellen. Es kann auch bei hoheitlichen Aufgaben nur um Unterstützung gehen, wie etwa auf jenen Feldern, auf welchen die Bundeswehr besonders gut vorbereitet ist – etwa ABC-Abwehrarbeit, Sanitätsdienst oder Transport. Die Einsatzführung liegt in jedem Fall bei der Polizei.
Rundblick: Ist Ihre Truppe gut genug dafür ausgerüstet?
General Schnittker: Den Feldjägern geht es noch gut, wir haben keine Panzer, nur besonders geschützte Fahrzeuge. Immer wieder klagen Kameraden über fehlende Funkgeräte, Schutzwesten oder Nachtsichtgeräte. Die Beschaffung dauert lange, oft sehr lange. Aber so ist das eben, nach der Wiedervereinigung hieß es, die Landesverteidigung sei nicht wichtig – sogar die Russen schienen eine Zeitlang auf dem Weg in die Nato zu sein. Seit 2014, der Ukraine-Krise, hat sich die Welt gewandelt, andere, für die Landesverteidigung notwendige Ausrüstung ist jetzt das zentrale Thema – aber in wenigen Jahren kann man nicht schnell aufholen, was Jahrzehnte vorher versäumt wurde.
Wichtig ist, dass wir mit der Umbenennung von Kasernen nicht aufhören und denken, die Mission sei erfüllt. Die Soldaten sollen sich mit dem Wirken derer auseinandersetzen, nach denen die Kasernen benannt sind.
Rundblick: Sie sind seit 2013 der ranghöchste Soldat in der niedersächsischen Landeshauptstadt. Haben die Landespolitiker begriffen, wie wichtig höhere Investitionen für die Bundeswehr sind?
General Schnittker: In Niedersachsen ist das auf allen Ebenen sehr schnell erkannt worden. Hier gibt es auch ein Bewusstsein dafür, dass bei möglichen Truppenbewegungen ganz viel auf niedersächsischem Boden passieren wird – und dass Infrastruktur dafür nötig ist. Heute wird auch nicht mehr jede freiwerdende Kaserne sofort verkauft. Oft muss geprüft werden, ob der Standort für die Zukunft noch militärisch genutzt werden kann.

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