…hätte in dieser Woche fast seine einflussreiche Position verloren, wenn er sich nicht mit einem wichtigen Parteifreund zusammengerauft hätte. Eigentlich ist der 57-jährige Mann aus Harburg in der Nähe von Hamburg einer der einflussreichsten Niedersachsen in Deutschland, doch für die nicht so intensiv an Politik interessierten Menschen bleibt er in dieser Rolle unbekannt. Er läuft Gefahr, ständig unterschätzt zu werden. Es handelt sich um: Michael Grosse-Brömer, den ersten Parlamentarischen Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.

Man kann den Parlamentarischen Geschäftsführer als eine Art Ausputzer beschreiben. Er ist der eigentliche Kopf der Fraktion, muss den parlamentarischen Betrieb stets im Blick behalten und ist für alle wichtigen Fragen der entscheidende Mann. Während der Fraktionsvorsitzende in erster Linie für die Außendarstellung der Fraktion steht, die Gesamtverantwortung hat und – im Fall der Regierungsfraktion – die Geschlossenheit gegenüber der Politik des Regierungschefs sicherstellen muss, ist der Parlamentarische Geschäftsführer sein Vollstrecker. Der engste und wichtigste Mitarbeiter, derjenige, der die strategischen Linien und Vorgaben des Vorsitzenden in die Praxis umsetzen muss. Kein beneidenswerter Job also. 2012, zehn Jahre nach seinem erstmaligen Einzug in den Bundestag, schlug CDU/CSU-Fraktionschef Volker Kauder den Juristen aus Harburg erstmals zum ersten Parlamentarischen Geschäftsführer vor. Er übernahm damals die Nachfolge von keinem geringeren als Peter Altmaier, den heutigen Bundeswirtschaftsminister.

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Zwischen Kauder und Grosse-Brömer entwickelte sich eine enge Partnerschaft, ja fast Freundschaft. Galt Kauder zuweilen als ruppig, zu Merkel-nah und zu wenig bereit, der Fraktion neben der übermächtigen Kanzlerin ein Eigenleben zu gestatten, so färbte das zwar nicht auf den umgänglichen und allseits respektierten Grosse-Brömer ab. Gleichwohl bildeten die beiden eine Einheit, und so schien es nicht unwahrscheinlich zu sein, dass bei einem Sturz Kauders auch Grosse-Brömer in die hintere Reihe der Bundestagsfraktion wird wechseln müssen. Das galt umso mehr, als Grosse-Brömer in den vergangenen Wochen keinen Zweifel daran ließ, sich klar für die Wiederwahl Kauders einzusetzen. Auch deshalb gingen bis zum vergangenen Dienstag die meisten Beobachter davon aus, dass der neue Fraktionschef Ralph Brinkhaus keinerlei Chance gegenüber den langjährigen Amtsinhaber Kauder haben würde. Das war eine falsche Annahme. Brinkhaus schlug Kauder, wenn auch relativ knapp. Gleich danach meinten viele, nun müsse sich auch Grosse-Brömer von seiner Machtposition verabschieden.

Doch schon einen Tag später, am Mittwochabend, war dann klar: Grosse-Brömer bleibt, Brinkhaus und er haben sich zusammengerauft. Dafür dürften nun drei wichtige Entwicklungen verantwortlich sein – Brinkhaus hat die Stärke, auch dem engsten Mitarbeiter des von ihm gestürzten Vorgängers zu vertrauen. Grosse-Brömer hat die Größe, unter einem von ihm zunächst nicht unterstützten neuen Fraktionschef weiter tätig zu sein. Und schließlich spricht das alles auch für Grosse-Brömer. Brinkhaus hätte ihn wohl kaum vorgeschlagen, wenn er einen anderen Interessenten gefunden hätte, der den aufreibenden Job des Ersten Parlamentarischen Geschäftsführers ähnlich gut hätte erledigen können.

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Damit bleibt ein Niedersachse, noch dazu einer der acht Bezirksfürsten der Niedersachsen-CDU (Vorsitzender des Bezirksverbandes Nord-Niedersachsen), weiter in höchst einflussreicher Stellung in der Bundespolitik. Zumindest, solange Angela Merkel noch Kanzlerin ist und Deutschland noch von einer Großen Koalition regiert wird. Glückwunsch dazu!