„Es kann nur teurer werden“: Bundesweiter Streik auf dem Bau beginnt in Niedersachsen
Jörn P. Makko, Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbands Niedersachsen-Bremen, fordert nach der geplatzten Tarifschlichtung im Bauhauptgewerbe eine schnellstmögliche Rückkehr an den Verhandlungstisch. „Die Lösung von Tarifauseinandersetzungen liegt in Verhandlungen. Eskalation ist da nicht hilfreich“, betont Makko. Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) hatte am Montag erstmals nach 17 Jahren wieder auf dem Bau in Niedersachsen gestreikt, nachdem die Arbeitgeber-Tarifgemeinschaft einen Schlichterspruch aufgrund von „schweren Mängeln“ abgelehnt hatte.
Die Arbeitgeber aus der Bauindustrie hatten zwar einstimmig für den Vorschlag von Schlichter Prof. Rainer Schlegel, dem früheren Präsidenten des Bundessozialgerichts, gestimmt. Im Bauhauptgewerbe wurde das erforderliche Quorum von mehr als 85 Prozent der Stimmen in den alten Bundesländern jedoch nicht erreicht. „Ich garantiere: Die Ablehnung des Schlichterspruches wird den Bauunternehmen noch auf die Füße fallen, denn jetzt kann es nur teurer werden“, kündigte IG-Bau-Chef Robert Feiger daraufhin an. Die Gewerkschaft streike nun für ihre ursprüngliche Forderung von 500 Euro mehr im Monat. Gemäß dem Schlichterspruch sollten die Löhne pauschal um 250 Euro steigen – zuzüglich eines Entgeltzuwachses von 4,15 Prozent im Westen und 4,95 Prozent im Osten.
Makko versichert, dass die Tarifgemeinschaft aus Bauindustrie und Baugewerbe nach wie vor an einer schnellen Einigung im Tarifkonflikt interessiert sei. „Als sichtbares Zeichen haben wir unseren Mitgliedern deshalb eine spürbare Entgelterhöhung von 5 Prozent als vorübergehende Lösung empfohlen, und natürlich erhöhen wir auch die Ausbildungsvergütungen deutlich“, so der Bauindustrie-Vertreter. Laut IG-Bau-Chef Feiger müssen die Arbeitgeber bei der Azubi-Vergütung und der untersten Lohngruppe nachbessern. Die Arbeitgeber wollen die Stundenlöhne auf 14 Euro anheben, der Schlichterspruch sieht 14,38 Euro vor.
„Natürlich stehen wir für Verhandlungen bereit, wenn ein Angebot im Volumen oberhalb des Schlichterspruches auf meinem Schreibtisch liegt“, sagt Feiger. Bis dahin sollen die Streiks weitergehen. Bundesweit zählt das Bauhauptgewerbe rund 928.000 Beschäftigte, in Niedersachsen sind laut Statistischem Landesamt (LSN) mindestens 64.000 Personen in der Branche beschäftigt.
Dieser Artikel erschien am 14.05.2024 in der Ausgabe #087.
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