Darum geht es: Die CDU-Fraktion hat mit Experten über mehr Sicherheit auf der A2 und den Autobahnausbau diskutiert. Ein Kommentar von Martin Brüning:

Vor einigen Jahrzehnten dachten wir beim Begriff Autobahn noch an Freiheit. Auf der Autobahn fuhren wir zügig in den Sommerurlaub nach Italien, Spanien oder Frankreich. Oder im Winter mit Skiern auf dem Autodach in die Alpen. Schon kurz nach der Abfahrt wurden die ersten Brote ausgepackt.

Egal, wer baut: Hauptsache kein Stau - Foto: Jakob Brüning

„Die mobile Gesellschaft ist oft weniger mobil, als der Begriff vermuten lässt“  – Foto: Jakob Brüning

Heute hat man zumindest deutlich mehr Zeit, die Brote zu essen. Denn so zügig wie einst geht es dann doch meistens nicht voran. Unfälle, Baustellen und Staus wegen hohen Verkehrsaufkommens bremsen unseren Weg, wohin er auch führt. Wer einmal in einer Vollsperrung stand, und wer von uns stand darin noch nicht,  der spürt in diesen Momenten ein etwas differenzierteres Verhältnis zur Autobahn – vorsichtig ausgedrückt. Am vergangenen Freitag erst lagerte ein norddeutscher Radiosender einen Teil der Staumeldungen auf die Internetseite aus und vermeldete nur noch die Staus ab vier Kilometern Länge.

Die mobile Gesellschaft ist schon heute häufig deutlich weniger mobil, als der Begriff vermuten lässt. Grüne Zweifel, ob mehr Geld in mehr Asphalt die richtige Lösung ist, sind durchaus angebracht. „Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten“, sagte einst schon der SPD-Politiker Hans-Jochen Vogel. Das war im Jahr 1972 und rund 30 Jahre vor der Langzeitstudie der kanadischen Ökonomen Gilles Duranton und Matthew Turner, die herausfanden: Eine Verdoppelung der Straßen verdoppelt den Verkehr.

Dennoch erleben wir, dass der Verkehr auch ohne den Straßenbau zunimmt. Das hat auch mit unserer eigenen Lebensweise zu tun. Wer sich inzwischen fünf Paar Schuhe nach Hause bestellt und zumeist mindestens vier Paar wieder zurückschickt, der steht auf der Autobahn vielleicht gerade hinter dem Lastwagen im Stau, in dem diese Schuhe zurücktransportiert werden. Und auch die selbstfahrenden Autos der Zukunft könnten Forschern zufolge sogar zu mehr Verkehr führen, statt wie erhofft zu weniger.

Es hat also wenig Sinn, den Bau neuer Autobahnen ad acta zu legen. Dennoch bringt uns die Fixierung allein auf den Bau neuer Autobahnen nicht weiter, wenn gleichzeitig der Güterverkehr auf der Schiene dramatisch hinterherhinkt und die Nutzung der Wasserwege ein verkehrspolitisches Mauerblümchendasein fristet. Um die mobile Gesellschaft der Zukunft mobil zu halten, werden wir mehr benötigen als frischen Asphalt.

Bis dahin müssen wir alle Möglichkeiten nutzen, um den Verkehr auf den Autobahnen so sicher und erträglich wie möglich zu machen. Das bedeutet: Mehr Polizei auf die Straße sowie schnelle und verpflichtende Nutzung neuer Sicherheitssysteme, wie die Notbremsassistenten in Lastwagen. Doch auch damit gilt: Der nächste Stau kommt bestimmt. Nehmen Sie sich am besten genügend Brote mit.

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