Die Firma Weidemark hat ein sehr hohes Eigeninteresse daran, dass die Arbeitsquarantäne bestmöglich funktioniert und das Virus nicht von außerhalb in den Betrieb eingetragen wird.
Die Umsetzung dieser Sonder-Quarantäne wird dabei sowohl vom Landkreis als auch vom Unternehmen Weidemark selbst „engmaschig kontrolliert“, wie Landrat Marc-André Burgdorf (CDU) mitteilte. Ein Sprecher des Landrates erklärte, dass diese Kontrollen aufgrund der Arbeitsbelastung der Landkreisverwaltung allerdings nur stichprobenartig durchgeführt werden können, entweder durch persönliche Kontrollen oder durch Anrufe. Zudem arbeite man eng mit der Polizei zusammen. „Zu berücksichtigen ist zudem, dass die Firma Weidemark ein sehr hohes Eigeninteresse daran hat, dass die Arbeitsquarantäne bestmöglich funktioniert und das Virus nicht von außerhalb in den Betrieb eingetragen wird“, erklärte der Landkreis-Sprecher.
Die Corona-Tests, die unter den Mitarbeitern ohnehin durchgeführt werden, werden zudem nun auf das private Umfeld der Beschäftigten ausgeweitet. Auf diese Weise soll eine mögliche Infektionskette frühzeitig erkannt und unterbrochen werden, am besten noch bevor sie in den Betrieb hineinreicht. Außerdem müssen die Schlachthof-Mitarbeiter nun verbindlich eine FFP2-Maske tragen, wenn sie sich auf dem Firmengelände befinden. Zusätzlich wird im Schlachtbetrieb mit baulichen Veränderungen reagiert. In allen Bereichen, die gekühlt werden, wurden spezielle Filteranlagen eingebaut. Bereits zuvor wurden die Abstände zwischen den Arbeitskräften verringert und die Umkleiden durch provisorische Anbauten erweitert. Ein erstes Infektionsgeschehen sei mit diesen Vorkehrungen bereits eingedämmt worden, erklärte der Landkreis.
Gewerkschaft nennt es „Freizeitquarantäne“
Vom Landkreis, dem zuständigen Gesundheitsamt sowie von Niedersachsens Sozialministerin Carola Reimann (SPD) wird das Konzept der Arbeitsquarantäne unterstützt. Aus „infektiologischer Sicht“ sei es tragfähig, erklärte etwa Landrat Burgdorf. Skeptisch blickt man hingegen bei der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) auf die Notlösung aus dem Emsland. Die NGG spricht von einer „Freizeitquarantäne“ statt von einer „Arbeitsquarantäne“ und will rechtlich dagegen vorgehen. Auch bei den Grünen im niedersächsischen Landtag findet man das Konzept fragwürdig. Immer wieder hatte Miriam Staudte, agrarpolitische Sprecherin der Fraktion, die üblen Arbeits- und Lebensbedingungen osteuropäischer Werksvertragsarbeiter in Schlachtbetrieben angemahnt, ebenso die übermäßige Ferkelproduktion in Niedersachsen. Sie kritisiert nun, man sei sehenden Auges in diese erneute Notsituation hineingeraten und habe zu lange versäumt, tatsächlich etwas an den Strukturen zu ändern.Lesen Sie auch: Agrarministerin wünscht sich in jedem Landkreis künftig einen Schlachthof
Der einfache Appell, die Ferkelerzeugung nun zu drosseln, wie ihn die Agrarministerin formulierte, reiche nicht aus. Stattdessen müsse es ein Programm geben, wie die Reduzierung „gemeinschaftlich und solidarisch“ organisiert werden könne, sagt Staudte im Gespräch mit dem Politikjournal Rundblick. Auch der von Otte-Kinast formulierte Wunsch, in jedem Landkreis solle es einen eigenen Schlachthof geben, sei eben nichts weiter als ein Wunsch.
Staudte fordert daher ein weiteres Programm, mit dem kurzfristig die Schlachtkapazitäten im Land wieder hochgefahren werden, um den Druck aus den Großschlachtereien zu nehmen. Staudte schlägt dazu vor, man solle erst kürzlich stillgelegte Schlachtbetriebe wieder reaktivieren. Dazu sei es erforderlich, dass die Landkreise auf die Betriebe zugingen und finanzielle aber auch organisatorische Unterstützung zusagten. Es brauche etwa die Zusicherung, dass bei den Genehmigungsverfahren keine Steine in den Weg gelegt werden, sagte Staudte. Zudem brauche es langfristig eine Förderung, um den Anteil der Direktvermarktung bei Fleisch- und Milchwaren zu erhöhen, meint die Grünen-Politikerin.