Anträge auf kleinen Waffenschein nehmen deutlich zu
(rb) Hannover. Das Innenministerium beobachtet mit Sorge, dass sich auch in Niedersachsen insbesondere Männer als Reaktion auf die Terroranschläge in Paris und die Überfälle in der Silvesternacht zunehmend mit Schreckschusswaffen oder Reizgas „bewaffnen“. Nach vorläufigen Hochrechnungen sollen sich in Niedersachsen im Januar 1100 Menschen dazu entschlossen haben, den „Kleinen Waffenschein“ zu beantragen. Bisher wurde diese Zahl innerhalb eines halben Jahres erreicht. Das Ministerium sieht durch die zunehmende Verfügbarkeit von Waffen – unabhängig von deren Art – eine erhöhte Gefahr des Missbrauchs. Die polizeilichen Beratungsstellen raten generell vom Mitführen von Waffen oder Abwehrgeräten zur Selbstverteidigung ab, da Täter dadurch ihre Gewaltbereitschaft bzw. Aggressivität noch weiter steigern könnten. In ihrem „Programm Polizeiliche Kriminalprävention“ raten Bund und Länder auch zur Vorsicht beim Einsatz von Tränengas und Schreckschusswaffen mit Tränengaspatronen. Zum einen sei die Gasmenge oft nicht ausreichend; zum anderen führe eine unsachgemäße Anwendung oftmals zu Verletzungen derjenigen, die sich damit verteidigen wollten, heißt es. Der Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, Prof. Thomas Bliesner, sieht kaum Hinweise, dass sich die Sicherheit durch das Tragen einer Schreckschusspistole tatsächlich erhöht. Ob Niedersachsen während der geplanten Novellierung des Bundeswaffengesetzes auf Verschärfungen beim Kleinen Waffenschein drängen wird, hänge von der weiteren Entwicklung ab, antwortete der Innenminister jetzt auf eine Anfrage von Abgeordneten der Grünen.Dieser Artikel erschien in Ausgabe #38.