Soll Außenministerin Annalena Baerbock beim Besuch an der ukrainischen Grenze glücklicher gucken? Eine leise Stimme flüstert ihr zu: “Annalena, lach doch mal!“ | Foto: Christian Wilhelm Link, Bernd von Jutrczenka/dpa, Canva / Montage: Struck

Liebe Leserinnen und Leser, 
eine Frau in Kampfmontur in einem Krisengebiet löst bei einigen Männern offenbar den Beschützerinstinkt aus. Vielleicht handelt es sich aber auch nur um Chauvinismus oder gar Sexismus. Wen es dieses Mal getroffen hat? „Eine junge Dame”. Wer jetzt gleich Greta Thunberg oder gar Malala Yousafzai im Kopf hat, der irrt. Es geht um niemand geringeren als unsere aktuelle Außenministerin Annalena Baerbock, 41 Jahre alt. Ihr Alter tut nichts zur Sache? Offensichtlich schon, wie am Mittwoch der “Tagesspiegel”-Korrespondent Christoph von Marschall im ZDF-Morgenmagazin bewies. Anlass war Baerbocks Besuch in der Ukraine. Der Journalist bewertete die Bilder von der Ministerin mit Schutzweste und Helm als “entlarvend”.

„Man sieht ja, dass diese junge Dame, die ja unsere Außenministerin ist, sich in dieser Situation nicht besonders wohl fühlt, weil es nicht ihre Welt ist.“

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Allein inhaltlich legte von Marschall mit dieser Aussage keine Glanzleistung hin. In einer so angespannten Lage wäre es höchst verwunderlich, wenn Baerbock mit einem entspannten Lächeln auf dem Gesicht in der Grenzregion herumschlendert, in der sich mindestens 100.000 kampfbereite Soldaten tummeln. Was passiert, wenn sich ein Politiker in einer kritischen Lage “zu wohl fühlt”, dürfte Armin Laschet Mitte 2021 bei seinem Besuch im Hochwasser-Krisengebiet in Erftstadt eindrücklich bewiesen haben. 

Hinzu kommt der Ausdruck “diese junge Dame”. Ob bisher ein männlicher Politiker in einer ähnlichen Position und mit einem ähnlichen Alter als “dieser junge Mann” bezeichnet wurde, sei mal dahin gestellt. Allein der Gebrauch des Begriffes “jung” wirkt in diesem Kontext nicht nur stark abwertend, sondern ist darüber hinaus auch schlicht falsch.

“Jung – Noch kein hohes Lebensalter habend; sich noch in der Entwicklung oder gerade am Ende der Entwicklung befindend” 

(Definition des Dudens)

Bei Twitter hagelte es für die Aussage von Marschalls daher heftige Kritik. Als deplatziert wird auch von vielen Seiten das Verhalten des Altkanzlers Gerhard Schröder bewertet. Während sich die Fronten zwischen Russland und der Ukraine verhärten und die Sorge um einen Einmarsch wächst, bändelt Schröder weiterhin mit seinem Busenfreund Wladimir Putin an. Und das zahlt sich aus. Nachdem der ehemalige Bundeskanzler bereits Vorsitzender des Gesellschafterausschusses der Nord Stream AG und Aufsichtsratschef beim staatlich russischen Energiekonzern Rosnef ist, wurde er nun für den Aufsichtsrat des staatlichen Energiekonzerns Gazprom vorgeschlagen. Darf ein Altkanzler das? Darüber diskutieren in der Donnerstagsausgabe meine Kollegen Klaus Wallbaum und Christian Wilhelm Link in einem Pro und Contra.

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Von Marschall hat sich mittlerweile entschuldigt: “Die ‘junge Dame’ war nicht despektierlich gemeint, sondern eine Beschreibung der Szene. (…) Frau Baerbock gehört zu einer Generation, die in der glücklichen Friedenszeit nach 1989 politisch aktiv geworden ist. Jünger oder älter, Frau oder Mann, das ist per se weder besser noch schlechter. Und auch kein Maßstab für Kompetenz.“

Schön, dass das mal klar gestellt wurde,
Ihre “junge Dame” Audrey-Lynn Struck