12. Sept. 2025 · 
TagesKolumne

Am Lagerfeuer

Normalerweise sind Journalisten unterwegs, um Nachrichten zu finden. Aber manchmal finden wir einfach ein Lagerfeuer, wo Menschen spüren, dass sie nicht alleine sind.

Vielleicht fällt es Ihnen auf: Die TagesKolumne ist in letzter Zeit ein ziemliches Feierbiest. Wir erzählen Ihnen von der Tech-Konferenz „Horizons“ oder von der „Media Night“, unserem eigenen Branchentreff, und der Schaumwein oder die Schorle perlen aus den Zeilen. September, das ist die Zeit der nachgeholten Sommerfeste, der Jahresempfänge und Parlamentarischen Abende. Für die Berichterstatter sind das lange Tage, und die bange Frage begleitet uns zu jedem Termin: Wo ist hier die Nachricht? Wird sich jemand öffentlich streiten? Wird über jemand Abwesenden gelästert (außer über Markus Söder, was nun wirklich keine Nachricht ist)? Nein, meistens nicht. Im Prinzip macht das Hoffnung in diesen Zeiten, von denen es heißt, die Gräben werden immer tiefer.

Ein Foto zeigt Tänzerinnen in HipHop-Kleidung. Eine steht und spricht, die anderen kauern am Boden.
Bringen Lagerfeuer-Stimmung in Hannovers Rathaus: The Brujas Collective | Foto: Beelte-Altwig

Die Stadt Hannover hatte neulich ins Rathaus geladen zum Thema „Diversity“. Da saßen Frauen verschiedener Generationen auf dem Podium und versicherten sich gegenseitig ihre Wertschätzung. Alle erteilten den Klischees über die faule Generation Z und die selbstgerechten Boomer eine Absage und betonten, dass gemischte Teams die besten Ergebnisse liefern. Klar, dass alle sich auf ein schwesterliches Du geeinigt haben. Dann stürmte „The Brujas Collective“ den Saal, mit Lollies im Mund und über der Oberbekleidung getragener Unterwäsche. Die Tänzerinnen guckten grimmig und machten die Alphatier-Gesten, die ich mit HipHop verbinde, ohne mich da auszukennen. Dann fingen sie an zu sprechen. Über Erinnerung. Über Wurzeln. Über Vorfahrinnen und Vorfahren. Das Ganze mündete in eine furiose Tanzshow, irgendwo zwischen Charleston, Vogue und Rap, und Menschen aller Generationen applaudierten frenetisch. Toller Abend. Aber was schreibe ich jetzt?

Menschen brauchen das, sagte die Pflegeunternehmerin Jasmin Arbabian-Vogel neulich. Ein „Lagerfeuer“, um das sie sich versammeln können und spüren, dass sie trotz allem nicht alleine sind. Sie sprach von ihrer eigenen, gebeutelten Branche, der Pflege, aber ich glaube, es gilt für alle. Von der Pflegemesse, über die sie das sagte, habe ich einen Glückskeks mitgenommen, der mir gar nicht zusteht. „Deine Arbeit ist der Inbegriff von Sinnhaftigkeit“, stand auf dem eingebackenen Zettel. Er hängt immer noch an meiner Pinnwand, obwohl ich ja weiß, dass er für jemanden gedacht war, die oder der in der Pflege arbeitet. Von dem Diversity-Abend habe ich einen Button mit dem Pronomen mitgebracht, das Sie verwenden können, falls Sie über mich sprechen möchten (ganz einfach: „sie“). Das fürsorglichste Give Away im Sommer: Fächer, die einen kühlen Luftzug durch schwüle Säle streifen lassen. Bei der Landesstelle für Suchtfragen wurde ich freundlich genötigt, noch ein paar Süßigkeiten extra für den Heimweg einzupacken. Lagerfeuer to go.

Ein Foto zeigt einen Zettel mit der Aufschrift: „Deine Arbeit ist der Inbegriff von Sinnhaftigkeit."
Blick an die Pinnwand der Kolumnistin | Foto: Beelte-Altwig

Wie Sie auch in dieser Ausgabe sehen, fällt uns immer noch etwas zum Berichten ein. Selbst wenn die Kontroverse ausbleibt, gibt es ja noch: die guten Ideen, die Lösungsansätze, die positiven Beispiele. Darauf einen Glückskeks!

  • Bildung: An Niedersachsens Schulen arbeiten mehr Lehrer denn je. Doch die Schülerzahlen steigen munter weiter. Im Landtag streiten die Fraktionen über den richtigen Weg.


  • Bauen & Wohnen: Der Wohnungsbau kommt nicht recht voran. Wie sind die Pläne des Landes? Kommt die neue Landesgesellschaft überhaupt voran? Die Frage ist im Parlament umstritten.


  • Kommunales: Nun hat sich der Landtag extra bemüht, mit der längeren Amtszeit die Bürgermeister- und Landratsämter attraktiver zu machen. Aber das hat wohl nicht die erhoffte Wirkung.


  • Personen & Positionen: Ulf Meyer (Big Dutchman), Lena Günther und Moritz Belling (Lenze), Stephan Weil und Reinhold Hilbers.

Ich wünsche Ihnen ein bisschen Lagerfeuer-Gefühl an diesem Wochenende!

Ihre Anne Beelte-Altwig

Dieser Artikel erschien in Ausgabe #159.
Anne Beelte-Altwig
AutorinAnne Beelte-Altwig

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