Marion Charlotte Renneberg, stellvertretende Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, fordert mehr Post-Covid-Ambulanzen, um die Krankheit besser zu diagnostizieren und interdisziplinär zu behandeln. Bisher gibt es nur zwei solcher Ambulanzen in Niedersachsen: an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und der Universitätsmedizin Göttingen. Von "Post-Covid" sprechen Fachleute, wenn bei Erwachsenen noch zwölf Wochen nach einer Corona-Infektion Symptome auftreten oder bei Kindern nach acht Wochen. Es liegen keine Daten vor, wie viele Fälle es in Niedersachsen gibt. Studien gibt es lediglich zu Long-Covid, dem Auftreten von Symptomen vier Wochen nach der Infektion. Davon sind fünf bis zehn Prozent der Infizierten betroffen. Die Diagnose von "Post-Covid" ist sehr aufwändig, da es kein einheitliches Krankheitsbild und keinen einzelnen Biomarker gibt, der sich bestimmen ließe. Daher erhalten Patienten oft falsche Diagnosen psychischer oder psychosomatischer Erkrankungen. Fachleute vermuten, dass viele Betroffene zu geschwächt sind, um sich überhaupt in Behandlung zu begeben. Das Projekt „Access“ an der MHH soll die Häufigkeit von schweren Post-Covid-Verläufen ermitteln und einhundert Betroffene in ihrem häuslichen Umfeld befragen und untersuchen. „Dieses Projekt setzt genau dort an, wo vermutlich die größte Unterversorgung besteht. Wir benötigen mehr solcher Forschungsaktivitäten zu Post-Covid sowohl zur konkreten Versorgung als auch zu den Grundlagen der Erkrankung sowie zu den bestmöglichen Therapien“, betont Renneberg.