Ulrich Grammann, Leiter der BP-Raffinerie Lingen, hat bei der 70-Jahr-Feier für die Anlage die Pläne für den Umbau der Raffinerie zu einem „integrierten Energiezentrum“ vorgestellt. Derzeit zählt die Anlage im Emsland mit rund 750 Beschäftigten zu den leistungsstärksten Raffinerien Europas. Jedes Jahr werden hier rund fünf Millionen Tonnen Rohöl zu Kraftstoffen, Heizöl oder chemischen Vorprodukten weiterverarbeitet. Bis 2030 will BP die Verarbeitung von fossilen Brennstoffen am Standort aber deutlich zurückfahren und einen neuen Schwerpunkt auf die Produktion von Biokraftstoffen und grünem Wasserstoff legen, wodurch die CO2-Emissionen um bis zu 60 Prozent sinken sollen.

Nach eigenen Angaben will der Energiekonzern dazu einen „mittleren bis hohen dreistelligen Millionenbetrag“ in die Hand nehmen, wobei die Höhe der Investitionen von der zukünftigen Marktentwicklung und den Skalierungsoptionen abhängig sei. Seit Februar 2022 stellt BP in Lingen bereits Flugkraftstoffe aus gebrauchtem Speiseöl her. Im September startet in der Raffinerie ein Modellversuch mit dem Öl der südamerikanischen Carinata-Pflanze, wodurch BP seine Biokraftstoffproduktion aufs nächste Level bringen will. Zudem werde der Standort Lingen auch seine Produktion von „erneuerbarem Diesel“ (hydrierten Pflanzenölen) und Bio-Naphtha (Rohbenzin) erhöhen.

Ein Wasserstoff-Elektrolyseur mit einer Kapazität von 100 Megawatt befindet sich in Lingen ebenfalls in Planung, der später auf mehr als 500 Megawatt aufgestockt werden kann. Der Strom dazu soll perspektivisch aus BP-eigenen Offshore-Windparks aus der Nordsee stammen. Weitere Wasserstoffprojekte, wie etwa ein mögliches Importterminal in Wilhelmshaven, werden von BP geprüft, heißt es.