14. Jan. 2016 · Archiv

Zur Sache: Wirtschaftsdünger – erste positive Tendenzen

(rb) Nur noch leichte Zuwächse bei Gülle und Gärresten, leicht rückläufige Tierzahlen und mehr Düngertransporte in viehärmere Landesteile – die ergriffenen Maßnahmen zur Umsetzung der Agrarwende in Niedersachsen bringen das Land aus der Sicht von Landwirtschaftsminister Christian Meyer auf den richtigen Weg. Von einer tatsächlichen Entwarnung könne aber noch längst keine Rede sein. Es lande immer noch viel zu viel Dünger auf den Feldern, insbesondere im Nordwesten Niedersachsens, sagte der Minister am Mittwoch bei der Vorstellung des dritten Nährstoffberichts, der gemeinsam von seinem Ministerium und der Landwirtschaftskammer Niedersachsen für den Zeitraum von Juli 2014 bis Juni 2015 erstellt worden ist. Vor allem das Mengenproblem beim sogenannten Wirtschaftsdünger sei noch nicht gelöst, denn noch immer würden in mehreren Landkreisen die Nährstoffgrenzwerte überschritten. Als positiv bewertete es Meyer, dass in dem Berichtszeitraum mit 59,6 Millionen Tonnen Wirtschaftsdünger (Gülle, Festmist und Gärreste aus Biogasanlagen) das Aufkommen nur noch um 0,4 Millionen Tonnen angewachsen sei gegenüber einem Plus von 2,6 Millionen Tonnen im vorherigen Nährstoffbericht. Dies habe u.a. mit leicht rückläufigen Tierbeständen zu tun, insbesondere bei Schweinen mit 10,7 Millionen Tieren (minus 0,6 Prozent) und Geflügel mit 105 Millionen Tieren (minus 0,2 Prozent). Leichte Zuwächse gab es dagegen bei Rindern mit 2,6 Millionen Tieren (+0,6 Prozent) und bei Biogasanlagen mit einem Plus von 0,7 Prozent auf 1520 Betriebe. In den Anlagen erhöhte sich auch der anfallende Stickstoff um rund 3000 auf fast 58 000 Tonnen, während der Stickstoffanteil aus der Tierhaltung leicht auf 265 000 Tonnen gesunken sei. Der Präsident der Landwirtschaftskammer, Gerhard Schwetje, verwies vor allem auf die Erfolge beim neuen System der Meldepflicht, das das Problembewusstsein der Landwirte deutlich mache sowie deren Bereitschaft, das Nährstoffthema aktiv anzugehen. Dazu zähle auch, dass immer mehr Wirtschaftsdünger aus den Überschussgebieten in die Ackerbauregionen transportiert werde. So seien 34 Millionen Tonnen Dünger an andere Betriebe abgegeben worden, davon rund 3,1 Millionen Tonnen – mit 2,6 Millionen Tonnen mehrheitlich aus Weser-Ems – in andere Regionen. Gleichwohl bleibe es wegen des hohen Gesamtaufkommens bei erheblichen Nährstoffüberschüssen, weil viele Landwirte zusätzlich bis zu 300 000 Tonnen Stickstoff aus Mineraldünger ausbringen. Notwendig für den Nährstoffbedarf der Pflanzen sei dies jedoch nicht. Der Überschuss belaufe sich auf 81 000 Tonnen oder 30 Kilo pro Hektar und damit noch einmal 14 000 Tonnen mehr als im vorigen Berichtszeitraum. Der Kammerpräsident sprach zwar nicht von Verschwendung, aber von einem Einsparpotenzial beim Dünger von landesweit annähernd 80 Millionen Euro. Das Landvolk beklagt in diesem Zusammenhang bürokratische und gesetzgeberische Hemmnisse, die der Bereitschaft der Landwirte zu einer echten Kreislaufwirtschaft im Wege stünden. Das gelte beispielsweise für baurechtliche Vorschriften, die die Errichtung von Güllelagerstätten in Ackerbauregionen schlicht unmöglich machten, sagte Landvolkpräsident Werner Hilse. Auch die vorgesehene Verschärfung bei den Ausbringungszeiten in der anstehenden Düngeverordnung wertete er als Hemmnis für eine noch stärkere Nutzung von Wirtschaftsdünger in Ackerbauregionen. Hier sei mehr Flexibilität gefragt, findet Hilse. Agrarminister Meyer geht es insbesondere darum, die Nitrateinträge deutlich zu reduzieren, die sowohl das Grundwasser als auch die Böden und das Klima belasteten. Das gelte in besonderer Weise, nachdem die EU-Kommission wegen Verletzung der Nitratrichtlinie sowie der Wasserrahmenrichtlinie bereits zwei Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland auf den Weg gebracht habe. Noch immer betrage der Anteil an Grundwassermessstellen in Niedersachsen mit Nitratgehalten über dem Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter rund 50 Prozent. Kammerpräsident Schwetje kündigte in diesem Zusammenhang ein von der Kammer angestrebtes neues Verfahren zur Verbesserung der Nährstoff-Effizienz an, an dem mit Hochdruck gearbeitet werde. Als hilfreich empfindet er es ebenso wie Meyer, wenn der Bund die noch ausstehende Novellierung des Düngegesetzes und der Düngeverordnung endlich auf den Weg brächte. az
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #9.
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