Volkswagen will seine Zulieferer in Zukunft früher in Prozesse einbinden. Das ist das Ergebnis eines Zulieferergipfels in Hannover. Unter den 45 Teilnehmern waren 25 Vorstände aus Mittelstand und Konzernen. Sie repräsentierten 20.000 Mitarbeiter und damit ein Fünftel der Gesamtzahl der Mitarbeiter in der Zuliefererindustrie. Von Volkswagen war Vorstand Ralf Brandstätter nach Hannover gekommen. Wirtschaftsminister Olaf Lies sagte nach dem Treffen, es sei gelungen, eine strategische Vertrauenspartnerschaft zwischen Volkswagen und den Zuliefererunternehmen auf den Weg zu bringen. „So ein konstruktiver und offener Dialog hat wohl nur selten oder auch gar nicht stattgefunden.“

Zulieferergipfel mit Volker Müller, Olaf Lies und Volker Schmidt (v.l.n.r.) - Foto: MB.

Zulieferergipfel mit Volker Müller, Olaf Lies und Volker Schmidt (v.l.n.r.) – Foto: MB.

Man könne nicht als Unternehmen nur Entwicklungen vorgeben und dann schauen, welcher Zulieferer das günstigste Produkt biete, mahnte der Wirtschaftsminister. Volkswagen müsse in den Prozessen viel früher das Know-how und die Kompetenz der Zulieferer nutzen. „Es geht nicht darum, den Druck auf die Zulieferer zu erhöhen, um die Renditeerwartungen bei VW zu erfüllen. Der Zukunftspakt hat dazu geführt, dass VW selbst für die Renditeerwartungen die Aufgaben im eigenen Haus erledigt“, so Lies.

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„Die Zulieferer sind mehr als eine Kostenstelle. Sie sind ein Partner“, sagte Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer von Niedersachsenmetall. Längerfristige Partnerschaften gäben auch Sicherheit für die Planung der Zulieferer. Das sei in der Vergangenheit nicht immer der Fall, kritisierte Schmidt. „Wir erhoffen uns, dass dieses Gipfelgespräch der Einstieg zu einer partnerschaftlichen Kommunikation auf Augenhöhe ist.“ Man sei zu einen Diskurs gekommen, der sicherlich fortgesetzt werde.

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Der Hauptgeschäftsführer der Unternehmerverbände Niedersachsen (UVN), Volker Müller, sieht in der frühen Einbindung der Zulieferer auch Kostenvorteil. „Die neue Strategie wird dazu führen, einen Geschwindigkeitsvorsprung von sechs bis neun Monaten zu generieren. Dieser Effekt schlägt sich auch wirtschaftlich nieder“, sagte Müller. Der Gipfel sei ein Signal, dass Volkswagen sich wirklich einem Wandel unterzogen habe.

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Die Zulieferer treiben zugleich die Pläne von VW um, bis zum Jahr 2025 eine Million Elektrofahrzeuge zu produzieren. „Die Sorge bei den Zulieferern ist groß“, sagte Müller. Drei Viertel der Zulieferer in Niedersachsen lieferten in die Verbrennungsmotortechnologie. Bestimmte Zulieferer seien gar nicht mehr in der Lage, noch zuzuliefern, wenn zum Beispiel Getriebe oder bestimmte Gussteile wegfielen. „Die Betroffenheit von der Transformation vom Verbrennungs- zum Elektromotor ist sehr groß“, so der UVN-Chef. „Vieles wird auf links gedreht“, sagte Niedersachsenmetall-Hauptgeschäftsführer Volker Schmidt. Es werde künftig ganz andere Entwicklungsgeschwindigkeiten geben. „Für die Entwicklung einer neuen Fahrzeuggeneration braucht man heute fünf bis sieben Jahre, in Zukunft wird es kürzere Produktzyklen haben. Das setzt Zulieferer unter einen ganz anderen Druck“, so Schmidt.

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Dennoch könne man Innovation nicht aufhalten, meinte Wirtschaftsminister Olaf Lies. „Wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass über die Jahre die Elektromobilität das größte Maß an Fahrzeugen einnehmen wird.“ Entscheidend sei dabei, dass die Batteriezelle nicht ausschließlich Dritten überlassen werde. Sie sei eine Kernkompetenz in der Elektromobilität. Politik und Wirtschaft müssten deshalb dafür sorgen, dass die erste Batteriezellenproduktion von Volkswagen nach Salzgitter komme. „Da müssen wir im Wettbewerb mit internationalen Standorten die Rahmenbedingungen setzen, die das möglich machen“, forderte Lies.