Wohnungswirtschaft klagt: Für Bauvorhaben bekommen wir oft gar keine Angebote mehr
Beim Wohnungsbau geht es zwar voran, aber laut Susanne Schmitt, Direktorin des Verbands der Wohnungswirtschaft in Niedersachsen (VDW), gibt es für die Unternehmen nach wie vor Hemmnisse. Das liege nicht immer nur an der Politik, machte Schmitt am Donnerstag in Hannover deutlich. „Bei jedem Neubauvorhaben gibt es eine Bürgerinitiative, die das nicht möchte, überall haben die Unternehmen Probleme mit Einwendungen. Wir müssen als Gesellschaft wieder bereit sein, neue Infrastruktur vor der Haustür zu akzeptieren“, sagte Schmitt. Aber auch andere Probleme behindern den Neubau von Wohnungen. So sei es oft gar nicht mehr möglich, von Firmen ernstgemeinte Angebote zu erhalten.
Zu wenig Bauland
Der VDW-Direktorin zu Folge ist es nach wie vor sehr schwierig, überhaupt an Grundstücke zu kommen, gerade wenn es um Geschosswohnungsbau geht. „Das ist vor Ort eine politische Entscheidung. Kommunen müssen stärker Bauland ausweisen“, forderte Schmitt. Sie erhofft sich eine Verbesserung durch die vorgesehene stärkere Rolle der Niedersächsischen Landgesellschaft (NLG). Durch sie könnten demnach Spekulationen mit Bauland besser verhindert werden. Das Liegenlassen und Hoffen auf Wertsteigerungen bei Bauland ist für Schmitt nach wie vor ein großes Problem.
Sehr hohe Baukosten
Sie gehen durch die Decke, heißt es beim Verband der Wohnungswirtschaft. Im vergangenen Jahr seien sie wieder um durchschnittlich vier Prozent gestiegen, in den vergangenen 15 Jahren habe die Steigerung bei 15 Prozent gelegen, erklärte Schmitt. „Das führt in Hannover zu Baupreisen von teilweise über 5000 Euro pro Quadratmeter, wodurch bei Neubauten Mieten unter 12 Euro kaum noch möglich sind.“
Auslastung der Bauunternehmen
Man bekomme bei Bauvorhaben teilweise gar keine Angebote, oder es seien Abwehrangebote. Diese seien dann so hoch, dass man sie gar nicht annehmen könne. „Einige Gewerke sind komplett ausgelastet und man muss lange warten. Das führt zum Beispiel bei Sanierungen auch zum Teil zu langen Leerstandszeiten“, so Schmitt. Inzwischen gingen Wohnungsunternehmen teilweise wieder dazu über, selbst Handwerker einzustellen. Diese seien aber auf dem Arbeitsmarkt nur schwer zu finden.
Benennungsrecht der Kommunen
Bei einem Teil der Sozialwohnungen kann die Kommune vorgeben, welcher Mieter die Wohnung bekommen soll. Schmitt erklärte, dass diese Regel vor alle für die Genossenschaften schwer hinzunehmen sei. Sie müssten schließlich erst einmal ihren eigenen Mitgliedern Wohnraum zur Verfügung stellen. „Das Benennungsrecht ist einer der Hauptgründe, warum die Genossenschaften bei der Annahme der neuen Wohnraumförderung bisher eher zurückhalten sind.“ Die Verbandsdirektorin hofft, dass die entsprechende Verordnung im Land geändert wird.
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Insgesamt hätten die VDW-Unternehmen im vergangenen Jahr fast 1,4 Milliarden Euro in Neubau und Sanierung von Wohnungen investiert. Bis zum Jahr 2022 planten die 170 Unternehmen, die sich in dem Verband zusammengeschlossen haben, den Bau von 9000 bis 10.000 Wohneinheiten, 40 Prozent davon Sozialwohnungen. Schmitt zeigte sich optimistisch, dass das Gesamtziel des Landes 40.000 Sozialwohnungen bis zum Jahr 2030 erreicht werden könne.
Für dieses Jahr hat sich der VDW das Thema Klimaschutz auf die Fahnen geschrieben. So unterstützt er die Initiative der norddeutschen Regierungen zum sogenannten Mieterstrom. Ziel müsse sein, dass Wohnungsbauunternehmen durch die Installation einer Photovoltaikanlage auf dem Dach keine steuerlichen Nachteile mehr hätten. Bisher laufen sie laut Schmitt Gefahr, durch so eine Anlage in eine steuerlich höhere Veranlagung zu fallen. Mehr Photovoltaikanlagen auf den Dächern oder die Nutzung von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen durch den Vermieter hätten für Mieter große Vorteile, hat der Verband ausgerechnet. Mieter einer 60 Quadratmeter großen Wohnung könnten demnach im Monat 80 Euro sparen, wenn der Strom am oder auf dem eigenen Haus erzeugt und direkt von den Mietern verbraucht würde.