Die Eigenschaft der Führungsqualität ist für Unternehmern in Zeiten der Corona-Krise besonders wichtig. Das geht aus einer Umfrage des Verbands Niedersachsenmetall hervor. Die Führung der Politik in der Krise weckt in der Wirtschaft allerdings ernste Zweifel. Auf dem Arbeitgeberforum von Niedersachsenmetall, das am Mittwoch zum ersten Mal seit Bestehen vollständig per Internet-Livestream digital verbreitet wurde, übte Verbandshauptgeschäftsführer Volker Schmidt Kritik am Konjunkturpaket der Bundesregierung.

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Er habe Zweifel, dass das Paket ein „nachhaltiges Konsumfeuerwerk“ auslösen werde, sagte Schmidt. „Mit den eingesetzten Mitteln wäre eine nachhaltige Steuerreform möglich gewesen, inklusive einer Abschaffung des Solidaritätszuschlages, einer Senkung der Körperschaftssteuer und der vollständigen Abschaffung der EEG-Umlage.“ Ein solches Programm hätte Schmidt zufolge dem Land dauerhaft besser getan. „Man hat 130 Milliarden Euro verschossen, die werden an anderer Stelle fehlen“, stellte er fest. Das Konjunkturpaket werde so langfristig zu einer schweren Hypothek. „Für notwenige Reformen unseres Steuer- und Abgabensystems hat sich der Spielraum für die Zukunft stark verengt.“

Man hat 130 Milliarden Euro verschossen, die werden an anderer Stelle fehlen.

Neben den Führungsqualitäten der Politik ging es beim digitalen Arbeitgeberforum schwerpunktmäßig aber um diese Kompetenz in Unternehmen. Felix Plötz, Gründer, Autor und Wirtschaftsingenieur, appellierte an die Unternehmer, die Digitalisierung nicht zu verschlafen. Dabei sei Führung in Unternehmen keine Frage der Hierarchiestufe. Es gehe vielmehr darum, diejenigen zu identifizieren, die hinter Innovationen stünden. „Wenn man wirklich Unternehmen transformieren will, braucht man die vermeintlich verrückten Treiber von technischen Innovationen, die man nicht erst zum Jagen tragen muss“, erklärte Plötz. „Normale Mitarbeiter können Unternehmer in Unternehmen sein. Auch sie wollen und können unternehmerische Verantwortung unternehmen.“ Führung sei keine Frage der Hierarchiestufe und habe auch nichts damit zu tun, was auf der Visitenkarte stehe.

Einfach mal etwas zu machen ist in deutschen Unternehmensstrukturen häufig nicht möglich.

Die Corona-Krise hat der Digitalisierung nach Plötz‘ Einschätzung einen gewaltigen Schub gegeben. Zuvor seien Begriffe wie „New Work“ und „Agilität“ in Unternehmen nur schwer greifbar gewesen. Bei neuen Ideen sei in Firmen erst einmal ein Lenkungskreis gegründet worden, danach habe es viele Konferenzen gegeben und am Ende habe sich niemand mehr an die Anfangsidee erinnern können. „Einfach mal etwas zu machen ist in deutschen Unternehmensstrukturen häufig nicht möglich“, sagt Plötz. Jetzt komme es auf die Unternehmens- und Führungskultur an. Man müsse den Mitarbeitern einen geschützten Raum geben, damit diese „ein bisschen wie in einem Startup“ arbeiten könnten, obwohl das eigene Unternehmen kein Startup sei.

In diesen Corona-geprägten Monaten hätten Unternehmen in Bezug auf die Digitalisierung handeln müssen. „Es ist jetzt nicht alles perfekt und besser als vorher, aber wir machen gerade entscheidende Erfahrungen“, meinte der Bestseller-Autor. Führungskräfte berichteten in Videobotschaften davon, wie sich Führung inzwischen verändert habe. Geschäftsführern zufolge muss man den Mitarbeitern noch mehr als früher die Möglichkeit geben, eigenverantwortlich zu arbeiten.

Das Management müsse proaktiv sein und antizipieren. Zudem sei viel mehr und eine intensivere Kommunikation mit Mitarbeiten nötig. Plötz zufolge müssen sich Unternehmer intensiv mit der neuen Art der Führung und den Erfordernissen der Digitalisierung befassen. „Alles, was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert werden. Deshalb dürften sich auch Unternehmer, die von der Digitalisierung noch nicht betroffen sind, sich darauf nicht ausruhen. Sie könnten von den Folgen ansonsten mit voller Wucht getroffen werden“, meinte der Digitalisierungsexperte.